Frühmorgens fahren wir los nach Ephesus. Im Hafen von Kusadasi sehen wir ein wohngebäudegrosses Kreuzfahrtschiff liegen, dessen Passagiere sicher ebenfalls die Ausgrabungen sehen wollen. Wir durchqueren den Ort Selcuk zum Ausgrabungsgelände 3 und betreten durch das Osttor die historische Stätte. Unser frühes Aufstehen nützte uns nichts, es sind schon sehr viele Busse da und es wimmelt vor Besuchern. Ertan hat uns schon auf dem Weg dorthin erklärt, dass Ephesus von den Amazonen gegründet wurde und nach ihrer Anführerin benannt wurde. Die Stadt soll 250.000 Einwohner gefasst haben, es ist unglaublich, was sich schon damals vor fast 2000 Jahren hier abgespielt haben muss. Höhepunkt der Freiluftausstellung ist die in den 1970ern von einer österreichischen Baufirma restaurierte legendäre Celsus-Bibliothek.  
Eindrucksvoll auch das riesige Stadion mit der dahinter sichtbaren Hafenstraße,  
 
der große Marktplatz,  
  
der Hadrian-Tempel  
und die Marmor-Straße. ![]() Nach einer eingehenden Besichtigung verließen wir das Gelände durch eine schattige Pinienallee und begaben uns nach Selcuk zur Johannesbasilika, von der nur noch einige Ruinen vorhanden sind, zur ältesten Moschee Anatoliens mit einem schön bepflanzten Innenhof und später ins Museum, das nicht nur ein Modell des Artemistempels – von dem leider original nur noch eine Säule steht - ausgestellt hat, sondern auch einige schöne Sarkophage und kleine Schau-Geschäfte als eine Art Volkskundemuseum.  
Sarkophag im Museum  
Brunnenhäuschen in Selcuk nahe Ephesus Nachmittags machten wir einen Ausflug in das schön in die Berge eingebettete Dorf Sirince, ein Dorf im ägäischen Stil, das als „griechisches“ Dorf bekannt ist. Beim schon erwähnten Bevölkerungsaustausch waren alle Einwohner mit Türken aus Saloniki ausgetauscht worden. Heute ist das Dorf in einem tadellosen Zustand wie vor 50 Jahren und dieses Image wird gepflegt und ist ein Ausflugsziel nicht nur für Touristen, sondern auch für viele Einheimische.  
 
Typisches Gässchen in Sirince, dem alten griechischen Dorf Das Dorf lebt von der Olivenproduktion und einer reichen Auswahl an Obstweinen, die vor Ort ausgeschenkt und verkauft werden. Viele kleine Geschäfte und Lokale liegen an Gässchen, die noch ganz traditionell mit Steinplatten ausgelegt sind. Vor der kleinen Kirche, die leider etwas heruntergekommen und ungepflegt wirkte – ganz wie die meisten Moscheen in Griechenland – war ein Stand, wo ein junger Mann live und auf Bestellung blaue Glasaugen gegen den bösen Blick anfertigte. Diese Souvenirs werden an allen Ecken und Enden in der Türkei verkauft, da muss ein riesiger Bedarf bestehen?  
Glasaugenmacher bei der Arbeit Unser Reiseleiter erzählte uns, dass die hellhäutigeren, teilweise blonden Einwohner direkte Nachkommen der Griechen-Türken sind. Bei einem kleinen Einkauf sprach ich einen derartigen jungen Mann darauf an und er bestätigte mir, dass seine Großeltern aus Saloniki sind. Leider wäre der Großvater gerade nicht da, aber er wies mir den Weg zu einer älteren Frau, als ich danach fragte, ob es denn noch jemanden gäbe, der Griechisch spricht. Ich fand sie in einer Gruppe mit anderen Frauen, die dort Kräuter und Feigen verkauften. Als ich sie auf Griechisch ansprach, brauchte es eine kleine Weile, bis sie verstand, dass eine Touristin sie auf Griechisch ansprach. Im Folgenden unterhielten wir uns ein wenig und sie erzählte mir, dass sie vor 40 Jahren auf Vermittlung ihrer Eltern dorthin geheiratet hätte und original aus Chania, Kreta stammt. Sie sprach auch noch mit kretischem Akzent. Ihre türkischen Freundinnen starrten sie verwundert an. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass sie sich freute, mit jemandem Griechisch sprechen zu können.  |