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„Was wollt ihr denn auf Omalós, hier gibt’s doch nichts!“
Das wurden wir des öfteren von durchhuschenden Touristen gefragt, als wir einmal eine ganze Woche hier oben verweilten. Die Hochebene verfügt tatsächlich weder über Geschäfte noch über Diskotheken oder Bars. Doch für die Wanderfreunde und Ruhebedürftigen hat der flache, runde "Teller" von Omalós ("omalós" bedeutet im griechischen "eben") eine Menge zu bieten! Mit seinen 25 qkm und einer durchschnittlichen Höhe von rund 1100 Metern ü.M. bildet die Hochebene in den Weißen Bergen das westliche Pendant zu der Lassíthi-Hochebene im Díkti- (Osten) und der Nída-Hochebene im Idagebirge (Mitte). Alle Ebenen haben einen ganz unterschiedlichen Charakter. ![]() Vom nördlichen Rand (hier: oben rechts) zieht sich die Hauptstraße aus Chaniá kommend durch die Streusiedlung Lakkiótiko Jíro (wenige Hotels und Restaurants, auf dem Foto nicht zu sehen, da hinter dem kleinen Hügel am rechten oberen vermeintlichen Beginn der Straße) am östlichen Bergrand entlang, immer geradeaus nach Süden zur Xylóskalo, dem Eingang der Samariá-Schlucht (links unten aus dem Foto führend). Ihre Länge beträgt ca. 4 km.
Lakkiótiko Jíro besteht hauptsächlich aus kleinen Hotels für die Durchgangstouristen, die vor der Wanderung durch die Samariá oder einer Gíngilos-Besteigung auf Omalós übernachten möchten. Diese Möglichkeit nehmen viele Reisegruppen wahr, um am darauffolgenden Morgen schon früh unterwegs sein zu können. In den Hotels werden auf Wunsch auch Lunchpakete zusammengestellt. Hier, am Eingang zur Omalós-Ebene, steht etwas abseits der Straße, auf einem kleinen Hügel, ein Denkmal für den Freiheitskämpfer Chátzimichalis Jánnaris, der aus Lákki stammte und ein berühmter Führer im Kampf gegen die osmanische Herrschaft und auch danach ein bedeutender Staatsmann war. Manchmal kommen auch Schulklassen zur Besichtigung hierher.
Wenn man sich in Richtung Schluchteingang begibt, so gelangt man auch zu einem kleinen Naturhistorischen Museum, wo man für einen Euro (2004) Interessantes zur Entstehung der Schlucht von Samariá, über Landschaftsformen, Geschichte, Flora und Fauna der Umgebung sowie über die Lebensart der Menschen hier in früheren Jahren erfährt. Auch eine Hochglanzbroschüre über Nationalparks in Griechenland liegt zum Mitnehmen bereit. Ganz in der Nähe zweigt eine weitere Straße zur kleinen Häuseransammlung Seliniótiko Jíro ab, von wo eine Straße nach Soúgia an der Küste führt. In einer von außen kaum erkennbaren, winzigen Taverne haben wir in Seliniótiko Jíro bei Pávlos einen riesigen griechischen Bauernsalat gegessen, mit einer fingerdicken Scheibe Schafskäse darauf. Die Besitzer vermieten auch ein paar Zimmer. Ansonsten besteht die Ansiedlung aus nur wenigen Häusern und Unterständen.
Zwischen Lakkiótiko Jíro und dem Schluchteingang, zweigt ein Schotterweg ab. In einer Schlangenlinie mäandert dieser E4-Weg einen Hügel bergan und bietet prächtige Ausblicke über die gesamte Ebene, tief hinein in den Wald von Samariá und auf die umgebende Bergwelt der Léfka Ori. ![]() Nach einem langsamen Spaziergang schiebt sich nach etwa zwei Stunden auf knapp 1700 Metern die bewirtschaftete Kallérgie-Hütte ins Blickfeld, die insbesondere für Wandergruppen eine gute Übernachtsmöglichkeit bietet und sich dabei als Basis für eine weitergehende Erkundung des Gebietes in Richtung Páchnes prima eignet. Vorbestellungen sichern ein warmes Plätzchen, und etwas Deftiges zu Essen gibt’s auch.
Wanderfreunde, die einfach nur die Hütte zum Ziel haben, können im Gemeinschaftsraum oder auch auf der kleinen Plattform draußen auf rustikalen Bänken verschnaufen und Eindrücke von ganz hoch über dem Samariá-Wald genießen. Den Weg bergab nimmt man im Handumdrehen, um sich der friedlichen Abendstimmung in der Ebene hinzugeben. ![]() Das Frühjahrsschmelzwasser aus den Bergen setzt große Teile der Ebene unter Wasser und trägt so zur Fruchtbarkeit des Bodens bei. Traditionell wird Getreide angebaut, der Omalós-Weizen ist berühmt. Viele Wiesenblumen laden ein, sich die bunte Fülle genauer anzusehen.
Nicht selten trifft man Kreter, die - mit Messer und Plastiktüte ausgerüstet - in der Erde herumstochern. Gesammelt wird Chórta (Wildgemüse). Am Ersten Mai kommen viele Bewohner der Umgebung mit Autos, an denen Blumengebinde angebracht sind. Nach erfolgreichem Chórta-Sammeln trifft man sich zum Grillen, das Gemüse nimmt man mit nach Hause, gegessen wird Fleisch. *****
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