Nach einer herzlichen Begrüßung schlugen wir schnell unser Lager auf und ich freute mich, nun endlich wieder unter freiem Himmel schlafen zu können. Bei meinem ersten Urlaub in Griechenland hatte ich es geschafft, nicht eine Nacht unter einem Dach zu verbringen und nun wurde es nach einer Nacht im Waschhaus und vier Nächten in einem Bett im geschlossenen Raum auch höchste Zeit, beim Einschlafen wieder das Sternenzelt über mir zu haben. Torsten und Petra, so erfuhren wir, waren erst einen Tag vorher in Richtung Githio aufgebrochen und wir wollten erstmal eine weitere Woche auf dem Camping verbringen. Wir lernten eine Gruppe Münchener kennen, alle vier ebenfalls auf ihren Motorrädern unterwegs, und verstanden uns auf Anhieb sehr gut mit ihnen. Die Tage vergingen und die Jungs aus München mußten abreisen – wir verabredeten uns, auf dem Rückweg bei ihnen vorbei zu kommen, um zusammen zur Wiesn zu gehen. Am Abend, bevor wir runter nach Githio wollten, fuhren wir mit Lisa und Benni zur Panajiri nach Kypparissia. Sowas hatte ich noch nicht gesehen, ein irres Gewusel... Als ich die Fahrgeschäfte sah, und wie sich die Leute darüber freuten, war ich gleichzeitig fast schon etwas beschämt, wenn ich an den Hamburger Dom dachte... Lisa und Benni trafen natürlich auch viele Bekannte, die sich wunderten, was sie wohl mit den beiden Langhaarigen in den über und über geflickten Hosen wollten und fragten, ob wir entweder sehr arm oder Verbrecher seien ![]() Wir fuhren irgendwann mit dem Taxi zurück, und im Gegensatz zum Hinweg fuhr der Taxifahrer auch wie ein griechischer Taxifahrer – oder zumindest wie ich mir einen griechischen Taxifahrer vorgestellt hatte ![]() Am nächsten Tag fiel mir der Abschied einerseits schwer, andererseits wollten wir aber auch noch nach Githio. Ich hatte Friedel von Githio und von Takis und dem “On the road Pub” erzählt, jetzt mußten wir einfach dort hin. Statt wie im Jahr zuvor über das Taiyetos Gebirge zu fahren, nahmen wir den Weg an der Küste entlang bis Areopolis und von dort aus in Richtung Githio. Diesmal wollte ich allerdings nicht wieder auf den Camping Mani Beach, sondern auf einen Tipp von Ruben und Susanne fuhren wir den Camping Githio Bay an. Dort angekommen fanden wir schnell das Zelt von Torsten und Petra, und da die beiden grad nicht dort waren, machten wir uns den Scherz und schmissen unsere Klamotten einfach nur in ihr Zelt und verschwanden wieder – das Gesicht von Petra hätten wir aber schon gern gesehen ![]() Angekommen am Hafen freute ich mich, wieder dort zu sein, hatte ich mich doch ein Jahr vorher schon irgendwie in den Ort verliebt. ![]() Nach einem gemütlichen Essen düsten wir zurück zum Camping und trafen dort auch Torsten und Petra, die natürlich erstmal wissen wollten, wie es auf Zakynthos gewesen sei – wir berichteten ausführlich und fuhren dann zum “On the road Pub”. Richtig gelesen, wir fuhren die ~100m ![]() Neben einem jungen Griechen namens Thalis arbeitete Takis' neue Freundin Sissi aus Österreich ebenfalls hinter dem Tresen. Wir vereinbarten gleich, einen Zettel zu machen statt jeden Drink einzeln zu zahlen, und ließen es hoch her gehen – Torsten kam dabei auch nicht zu kurz, sehr zur Freude von Petra ![]() ![]() Irgendwann ging Takis nach unten, trat seine uralte BSA an und... ließ sie einfach laufen, ging wieder nach oben in den Pub und genehmigte sich erstmal einen Whisky und wir schauten seinem Motorrad beim Warmlauf zu. Torsten, Friedel und ich ließen uns nicht lumpen, gingen ebenfalls nach unten und zelebrierten schöne Burn-outs mit unseren wirklich nicht grad leisen Mopeds ![]() Morgens gegen 4Uhr verließen wir den Pub, nachdem wir die Zeche von ~10.000GDR gezahlt hatten – für insgesamt drei extrem durstige “Wilde” zur damaligen Zeit keine wirkliche Offerte, heutzutage aber warscheinlich dreimal so teuer. Am folgenden Tag fuhren wir zu viert in den Ort und nahmen erstmal ein kräftiges Frühstück zu uns – mittlerweile hatte ich mich vollstens an Omeletta oder Spiegeleier mit Speck gewöhnt ![]() Danach bummelten wir ein wenig durch die Läden, saßen auf der Platia und genossen zu viert das süße Nixtun ![]() Nachmittags entdeckten wir am Strand einen Verleih von SeaBikes, d.h. eigentlich war der Betreiber dabei, einzupacken weil die Saison vorbei war. Wir brauchten nicht lang, ihn zu überreden, daß wir doch noch fahren konnten – da hatten wir nun die SeaBikes, nachdem es auf Zakynthos ja nicht so geklappt hatte. Bei ausreichend Seegang pflügten wir abwechselnd durch die Wellen, Torsten und ich versuchten es auch zu zweit, was aber immer schnell im Wasser endete – für mich ![]() ![]() Am folgenden Tag sollte ich dann auch begreifen, warum der Betreiber auf Zykynthos uns belächelt hatte als wir nach einem ganzen Tag fragten... übermotiviert war ich die schrägsten Schräglagen gefahren und aufgrund des Wellenganges alles nicht im Sitzen, sondern immer aus den leicht angewinkelten Knien heraus, und das wurde mit solch einem intensiven Muskelkater quittiert, daß ich kaum laufen, geschweige denn schmerzfrei auf´s Moped steigen konnte ![]() Abends saßen wir wieder auf der Platia und als wir die Straße hoch zum Barbier gehen wollten, fiel mir ein bärtiger Typ auf, unsere Blicke trafen sich und er zwinkerte mir typisch griechisch mit dem rechten Auge zu… wir kamen schnell ins Gespräch, er hieß Henry, kam aus Berlin, fuhr eine alte Honda CB750 als AME Umbau und wohnte seit einem guten Jahr in Gythio. Wir verabschiedeten uns „man sieht sich“ und kehrten erneut bei Takis ein. Tags drauf fuhren Torsten und Petra ab, ihr Urlaub neigte sich unweigerlich dem Ende. Friedel und ich trafen Henry im Ort und er zeigte uns wo er arbeitete. Henry brachte jedem ein Getränk, und auf meine Frage, was das denn sei, antwortete er „kalter Kaffee mit Milch und Zucker“ – das war mein erster Frappe und ich wunderte mich, wie gut das schmeckte, vorher hatte ich mich irgendwie nicht getraut, das zu probieren... Wir verabredeten uns für abends auf der Platia. Auf dem Camping stellte ich nachmittags fest, daß die vorderen Radlager meiner XJ900 langsam den Geist aufgaben, das Vorderrad wackelte leicht – weiter fahren und beobachten hieß es nun. Bevor wir uns abends mit Henry trafen, gingen wir zum Barbier, Friedel wollte eine Nassrasur ![]() ![]() Wir saßen zusammen mit Henry auf der Platia, tranken Amstel, aßen Mezé und klönten, da gesellten sich zwei Kuttenträger zu uns. Den Namen des Motorrad-Clubs habe ich mittlerweile vergessen, es waren aber überaus nette Jungs und unsere gemeinsames Hobby sorgte sofort für Gesprächsstoff und eine Art selbstverständliche Verbundenheit. Irgendwann zückte einer der beiden ein Zippo Feuerzeug und ich dachte noch „das riecht ja als wenn man einen Trabbi überholt“, da schnippte er dies kultige Teilchen so kunstvoll auf, daß wir nur noch staunten… klar, daß Friedel und ich sowas auch wollten und uns unausgesprochen einig waren, am folgenden Tag den nächsten Laden bzw. das nächste Periptero aufsuchen würden ![]() Als die Tavernas auf der Platia schlossen verabredeten wir uns für einen der folgenden Abende „man sieht sich“ und verabschiedeten wir uns in Richtung „On the road Pub“. Im Pub ging es wieder hoch her, Friedel spielte mit Takis Tavli und forderte ihn am Ende des feucht-fröhlichen Abends zu einer Runde „Doppelt oder gar nix“ heraus – wenn er verlöre, wollten wir die doppelte Zeche zahlen, sollte er gewinnen, ginge die Zeche an Takis. Als Grieche stieg Takis natürlich sofort darauf ein… Friedel war allerdings in Höchstform und – gewann ![]() Wir verabredeten uns für den kommenden Tag zur Mittagszeit im Pub, um eine gemeinsame Motorradtour um die Mani zu machen und ggf. die Höhlen von Pirgos Dirou zu besuchen, sollte der Freund von Takis an dem Tag dort arbeiten. Mit der üblichen „1ter Gang Vollgas-Fahrt“ ging es grad noch im Dunkeln zurück zum Camping ![]() Nach einem Frühstück im Ort ging es zum Pub, dort servierte Sissi uns einen Kaffee und los ging es in Richtung Pirgos Dirou. Wir hatten Glück, der Freund von Takis arbeitete an jenem Tag als Bootsführer, und so kamen wir für umsonst in ein Boot, außerdem ließ er sich sehr viel Zeit, drehte das Boot bei den besonders sehenswerten Stalagmiten und Stalagtiten so, dass wir am besten fotografieren konnten, und ließ sich alles in allem etwa doppelt so viel Zeit wie normal. ![]() Nach der Höhlentour ging es weiter in Richtung Südspitze der Mani, in Gerolimenas machten wir Halt, um etwas zu essen und zu trinken – „zufällig“ kannte Takis die Tavernenbesitzer und schwuppz saßen wir mit einem Dutzend Griechen zu Tisch, aßen und tranken und hatten einfach eine gute Zeit. Danach umrundeten wir die Mani, den südlichsten Zipfel europäischen Festlands. Abends im Pub kamen wir mit Takis' Aushilfe Thalis ins Gespräch, d.h. ich sprach englisch mit Takis und er übersetzte es dann ins Griechische ![]() Wir verabredeten uns mit Thalis für den folgenden Tag zu einer Motorradtour nach Monemvassia. Mittags um ein Uhr trafen wir uns mit Thalis an der Platia und düsten zusammen los. In Monemvassia stellten wir am Eingang die Mopeds ab und schauten uns diese seltsam anmutenden ehemalige Festung mit nur einem Eingang (Monem Vassia) an und staunten nicht schlecht über die Preise, die wir bei einer kleinen Pause in einer der Tavernas zu zahlen hatten... das war eindeutig touri-orientiert. Als wir uns auf den Rückweg machen wollten, stellte ich fest, daß mir mein Nierengurt vom Moped geklaut worden war... DAS hatte ich in Griechenland nicht erwartet und war schon recht angefressen ![]() Zum Glück hatte ich für die finale Rücktour nach Hamburg einen zweiten (dicken) Nierengurt auf dem Camping Tholo deponiert. Abends im Pub erzählte ich Takis von dem unliebsamen Vorfall und er erklärte mir, daß sowas an Touristentreffs durchaus mal passieren könne… Am folgenden Tag war das Wetter immer noch bedeckt und so gingen wir mit Henry, der an diesem Nachmittag frei hatte, zusammen die Straße von der Platia hoch am Barbier vorbei ins „Edelweiß“ – keine Ahnung, wieso eine Kneipe im Süden Griechenlands so heißen konnte... Wir verbrachten einen netten Nachmittag dort und verabredeten uns für abends auf der Platia. Vorher hatte ich aber auch mal eine Rasur nötig und so wagte ich mich am frühen Abend dann mal zum Barbier. Im Salon hingen diverse Bilder seiner Karriere, er war ein alteingesessener Bürger des Ortes, der den Laden den Bildern nach zu urteilen seit bestimmt einem viertel Jahrhundert führte. Noch niemals vorher hatte ich mich rasieren lassen und war schon ein wenig nervös, als er mich erst einschäumte, dann das Rasiermesser am Lederriemen wetzte und danach loslegte, wobei er immer wieder ganz kurze Pausen einlegte, um entweder seinem Lehrling „Befehle“ zuzurufen oder mal kurz einen der vielen Passanten zu grüßen. Später auf der Platia trafen wir Takis und lernten seinen Bekannten Jannis kennen. Jannis war uns schon früher aufgefallen, wir er mit seinem weißen 6er BMW Coupe mit Österreicher Kennzeichen seine Runden um die Platia drehte. Jannis lebte mit seiner Lebensgefährtin in Österreich, betrieb dort ein griechisches Restaurant und hatte einen herrlichen Akzent – es klang einfach zu nett, wie ein Grieche deutsch mit österreichischem Akzent sprach ![]() Wir wollten Ouzo bestellen und Jannis zeigte uns, wie man das wirklich macht: er stieg auf einen Stuhl, nahm eine verchromte Trillerpfeife aus der Hosentasche und pfiff so den für die Ouzerie zuständigen Kellner binnen Sekunden an unseren Tisch – ich war beeindruckt ![]() Am nächsten Abend trafen wir die beiden Kuttenträger wieder und starteten von der Platia aus zu Henry, der ein kleines Haus in Mavrovouni bewohnte, um dort eine zünftige Party zu feiern. Es wurde eine zünftige Party zu fünft, wir grillten und hatten eine Menge Spaß bei ausreichend Amstel und lauter Rockmusik aus einem alten Kassettenrekorder. Noch nie klang „Rainchild“ der Hamburger Band „Roy Last Group“ besser ![]() So langsam mußten wir an Abschied aus Gythio denken… am letzten Abend saßen wir erst mit Henry auf der Platia bei Bier und Mezé bis die Tavernas schlossen und zogen dann um in den On the Road Pub – auch dieser Abend ging etwas länger, und Friedel ließ sich partout nicht von der Idee abbbringen, sich vom Schmied in Gythio eine „Vorverlegte“ bauen zu lassen, also eine nach vorn verlegte Fußablage an seinem Motorrad. Am folgenden Morgen nahm ich aus dem Augenwinkel wahr, daß Friedel sehr früh aufstand und losfuhr… nun denn, ich drehte mich um und schlief im Schatten weiter ![]() Gegen mittags um 12 kam er zurück auf den Camping und freute sich wie ein Schneekönig: der Schmied hatte ihm tatsächlich eine „Vorverlegte“ (Fußrastenanlage, d.h. Ablage für die Füße) gebaut und montiert – und das für damals gerade mal 2.000GDR! Wir packten schnell zusammen, zahlten und düsten an jenem Samstag Mittag zur Platia, wo wir Henry und auch Takis trafen... die beiden waren sich nicht grün, welche Differenzen nun genau dazu geführt hatten, war mir nicht klar, letztendlich hatte es mich auch nicht zu interessieren. Nach einem Frappe ging es dann los in Richtung Tholo – einerseits ein weiterer Abschied, andererseits ein Wiedersehen mit Costas und Familie Hermanns. Für den Rückweg wählten wir die Strecke über Sparti und dann durch das Taiyetos Gebirge nach Kalamata. Die Strecke bis Sparti ging zügig vorbei und wir bogen links ab zur schönsten mir bekannten Motorradstrecke. Immer wieder machten wir Halt und genossen einfach den Augenblick in dieser grandiosen Landschaft. ![]() Oben am Gipfel war wie ein Jahr zuvor die alte Griechin mit ihrem Honigverkauf – wenn ich auch wußte, welchen ich wollte, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, die anderen Sorten von einem kleinen Stöckchen zu probieren ![]() ![]() Wir machten eine weitere Pause hinter den Serpentinen, dort wo aus dieser Richtung gesehen quasi der „Ausgang“ aus dem Kurvengewitter war. ![]() Bei einem Blick nach unten sahen wir eine Gruppe Motorradfahrer, blickten uns an und sprangen im gleichen Moment schon auf unsere Mopeds – „die kriegen uns nicht“ ![]() ![]() Wir kamen mit der Dämmerung am Camping Tholo an und richteten nach einer herzlichen Begrüßung von Costas und Familie Hermanns unser Lager her. Abends in der Taverna waren Friedel und ich die einzigen Gäste – es war Ende September... Unsere letzten Tage verbrachten wir hauptsächlich auf dem Camping, saßen in der immer noch warmen Spätsommersonne, lasen oder hingen einfach nur unseren Gedanken nach, hatten wir doch die letzten Wochen viel erlebt. Er mußte unweigerlich einmal kommen, der letzte Abend im Paradies… ![]() Statt wie im Jahr zuvor lange zu feiern, wurde es ein eher ruhiger letzter Abend. Nachdem die Bar nachts um 1Uhr geschlossen hatte, ging Friedel bald pennen. Lisa und ich saßen noch lange beisammen und unterhielten uns, sie würde bald als Aupair nach England gehen und ihrerseits ebenfalls Griechenland für eine Zeit verlassen. Ich mußte feststellen, daß ich mehr empfand als nur Sympatie... Am folgenden Morgen packten wir unsere Mopeds für die Heimfahrt, die letzten Stunden verbrachten wir mit Costas und Lisa an der Bar, spielten „Meyer“ und lachten noch einmal viel zusammen. Als wir unsere finale Zeche bei Costas zahlten gab er mir eine lange Liste mit internationalen CDs mit, die ich ihm in Deutschland besorgen und dann nach Griechenland schicken sollte – die Differenz verechneten wir. Der Abschied fiel uns allen schwer, ließ sich aber irgendwann nicht mehr hinauszögern, wir wollten nicht erst im Dunkeln in Patra ankommen und die Fähre würde eh nicht auf uns warten... Als wir in Patra ankamen, dämmerte es bereits und ich bereitete mich schon auf das vom letzten Jahr bekannte Chaos an der Abfertigung vor. Es kam aber noch besser, schon am Eingang zum Hafen wurden wir vom Zoll angehalten und gefragt, woher wir genau kämen, was wir in Griechenland gemacht hätten – und ob wir Drogen bei uns hätten ![]() ![]() Wir besorgten uns im mir nun schon bekannten Chaos die Rückfahrtickets und enterten das Schiff. Im Fährenbauch steuerten wir selbstverständlich zielstrebig eine Stelle an, an der wir die Motorräder anbinden konnten – dem Einweiser schien das aber nicht zu gefallen und er forderte uns auf, woanders zu parken. Meinen Einwand, die Mopeds sicher vertäuen zu müssen, wiegelte er ab und wurde ungeduldig – nun wurde ich ebenfalls ungeduldig und erklärte ihm unmißverständlich, daß wir unsere Motorräder genau an dieser Stelle parken und sichern werden... irgendwann gab er entnervt auf ![]() Die FB Lató der Anek Lines war mit knapp 200m Länge eine für damalige Verhältnisse relativ große Fähre mit ausreichend überdachten Schlafplätzen für Deckspassagiere. Wir wählten einen Platz direkt vor einer Glaswand und ahnten nicht, daß das nicht die beste Wahl gewesen sein sollte... Im SelfService traute ich meinen Augen nicht: Tischdecken… und ich meinte meinen Ohren nicht zu trauen als ich einen bekannten Österreicher Akzent hörte – Jannis hatte dasselbe Boot genommen, zog es mit seiner Verlobten allerdings vor, eine Kabine für die Überfahrt zu buchen. Wir feierten noch eine Zeit lang mit einigen anderen Deckspassagieren und auf der Suche nach dem nächsten WC verlief ich mich fast auf dem Schiff – so riesig es auch war, jetzt in der Nebensaison waren nahezu alle WCs geschlossen und ich mußte irgendwann einen Angestellten um Hilfe ersuchen „Hey Mr. Officer Sir, I need to piss“ ![]() Irgendwann krochen wir in die Schlafsäcke und schliefen den Schlaf der Gerechten – bis wir morgens gegen 5Uhr von einem unglaublichen Gewitter geweckt wurden. So heftig es blitzte, so sintflutartig prasselte der Regen gegen die Glaswand und sammelte sich an der abschüssigen Stelle auf der anderen Seite, genau dort wo wir unser Nachtlager aufgeschlagen hatten. In einer Pfütze aufzuwachen kannte ich irgendwo her vom letzten Jahr... Es ging uns aber nicht allein so, zusammen mit anderen Deckspassagieren saßen wir nun frierend und totmüde auf den Bänken. Den Rest der Nacht versuchten wir im Sitzen und teils im Liegen auf den unbequemen Bänken zu schlafen, so wirklich erholsam war das allerdings nicht. Den folgenden Tag auf See verbrachten wir lesend, klönend/schweigend in den immer spärlicher werden Sonnenstrahlen – es war Anfang Oktober. Die Tour durch Italien verlief reibungslos, im Gegensatz zum Vorjahr war ich auch schlauer geworden beim Tanken und hatte es immer passend. Oben auf dem Brenner war es schon empfindlich kühl und wir stärkten uns an der Autobahnraststätte. Seltsame Szenerie, nach so langer Zeit in Griechenland irgendwie unrealistisch… Bei Innsbruck verließen wir die Autobahn und fuhren über die mittlerweile schon dunkle Landstraße nach München. Nach einer Stärkung bei MacFress fanden wir die Adresse von Ulli, der aber nicht zu Haus war Nach einiger Wartezeit, in der Friedel mir ewig in den Ohren lag, einfach weiter nach Hamburg zu fahren (klar, nach zwei durchgeratterte Nächten und ~800km Non-Stop Fahrt... ![]() Nach einer freudigen Begrüßung und einer entsprechenden Wiedersehensfeier fielen wir in die Betten. Tags darauf kamen auch Alex und Bo (der eigentlich ebenfalls Michael hieß) und wir düsten mit den Mopeds durch München. Friedel und ich zeigten den Jungs wie man durch einen Tunnel fährt, dass die Deckenleuchten platzen – und unsere Münchner Bekannten zeigten uns einen Biergarten ![]() Abends ging es auf die Wiesn... wir landeten in einem kleineren Zelt für nur ein paar tausend Gäste, welches am Donnerstagabend ausverkauft war und haben schon nicht schlecht gestaunt über die Regeln von wegen „Der Ausschank von Stehmaß'n ist nicht erlaubt“ Einzelheiten lasse ich jetzt weg – des woar a Moardsgaudi ![]() Der kommende Tag war dementsprechend schwer und so schafften wir es erst nachmittags gegen 16Uhr aufzubrechen – kurz mal nach Hamburg fahren... Bis Nürnberg hatten wir eine halbe Stunde keinen Regen, danach dauerhaft. In den Kasseler Bergen verloren wir uns in der Gischt kurzfristig und ab da sind wir jeden zweiten Rastplatz angefahren, um uns aufzuwärmen und zu verschnaufen. Als wir kurz hinter dem Rastplatz Harburger Berge die ersten Lichter von Hamburg sahen, freute Friedel sich richtig, ich hingegen gar nicht... Wollte ich hier sein?? Wollte ich zurück in Konventionen und Alltagstrott?? Wollte ich den anstehenden Winter in Deutschland??? Nicht wirklich. Nachts gegen 3Uhr kamen wir fix und alle bei Friedel an und ich habe das restliche Wochende noch bei ihm gewohnt, mich zog absolut nichts nach Hause. Ob ich wollte oder nicht, der zweite Urlaub in meiner persönlichen grenzenlosen Freiheit war zu Ende. ***************
Epilog Natürlich schaffte ich irgendwie den Sprung zurück in den Alltag, der zu der Zeit aus zwei ganzen Tagen Arbeit bei IKEA, dann dem halben Freitag und ab Freitagabend bis zu drei Nächten Taxifahren bestand. Den Rest der Zeit verbrachte ich in meiner Motorradwerkstatt. Es hätte mir auch gefallen können, als Gelegenheitsjobber z.B. in Githio zu leben, allerdings schätzte ich die Sicherheit, die mir auch damals das Leben in Deutschland bot, zu sehr, um den Schritt wirklich zu tun. Da mein Freund Ralf diesmal nicht mit dabei sein konnte, schrieb ich ihm insgesamt fünf Karten, um ihn zuminnigens auf diesem Weg etwas teilhaben zu lassen. Mir hatte es sehr gut gefallen, statt in einer Gruppe nur zu zweit unterwegs gewesen zu sein. Meine Erwartungen an diese Reisekonstellation hatten sich erfüllt, wir lernten viele Leute kennen und umgekehrt konnten uns die Leute kennenlernen. Lisa und ich schrieben uns regelmäßig und freuten uns auf ein Wiedersehen im kommenden Sommer. Für mich stand schon im Herbst 1991 fest, daß ich im Sommer 1992 auf alle Fälle wieder mit dem Motorrad nach Griechenland fahren wollte, dann auch sehr gern wieder mit Ralf zusammen – und falls sich kein Mitreisender finden sollte... dann eben allein.
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