Zagoridörfer und Metsovo


Nach einer angenehmen Reise von Wien über Ungarn und Ex-Jugoslawien fuhren wir am 22.5.2009 auf der Egnatia Odos Richtung Metsovo, welche kurz nach der letzten Ausfahrt nach Grevena endete. Dieses Teilstück nach Metsovo war noch nicht fertig und sollte erst eine Woche später eröffnet werden. Wir folgten also ab dieser Ausfahrt den Schildern nach Metsovo über eine malerische, kurvige Strecke die teilweise durch den Wald führte.
In Milea neben einem Bächlein machten wir halt und stärkten uns in einer Taverne. Dann führte die Strasse weiter durch den Wald, bis wir Hochweiden erreichten. Ringsherum waren teilweise kahle Hänge und schneebedeckte Berge zu sehen. Kurz danach ein Schild mit der Aufschrift „Aoos Spring Lake“ und ein Stück danach bei der Kreuzung Metsovo/Ioannina – Trikala konnte man Metsovo schon links im Tal an den Hang geschmiegt sehen.
Wir bogen ab und die Straße führte in Serpentinen durch das Dorf, bis wir die Plateia erreichten. Dort stellten wir das Auto ab und orientierten uns erst mal. Direkt neben der Plateia befindet sich ein runder Hügel an der Stelle, wo früher eine Burg stand. Obendrauf stehen ein Denkmal und Bänklein rund um eine Rasenfläche, auf der die Kinder Fussball spielen. Freunde hatten uns das „Filoxenia“ empfohlen, das auf der anderen Seite des Hügels liegt. Wir bekamen sogar das gleiche Zimmer mit einem unvergleichlichen Blick ins Tal und auf die neue Autobahnbrücke.


Dieses Tal teilt Metsovo in 2 Teile: den Grösseren „Prosilio“ (Richtung Sonne = Richtung Süden) und den Kleineren „Anilio“ (ohne Sonne = Richtung Norden) genannt. Die Röhre der Autobahn kommt direkt unter Anilio heraus, der Tunnel muss mindestens 2 km lang sein. Auf der anderen Seite der Brücke führt die Autobahn gleich wieder in einen Tunnel.

Direkt neben dem Hotel befindet sich die schiefergedeckte Pinakothek Averoff. Leider war dieses Museum wegen Renovierung geschlossen, soll aber viele Werke des 19. und 20 Jahrhunderts beherbergen.

Bei einem Rundgang durch das Dorf gingen wir die engen Gässchen ab, entdeckten eine Tankstelle, die in ein Haus eingebaut worden war und bewunderten die schönen Silberarbeiten in den Geschäften.


Am nächsten Tag gleich am Morgen besuchten wir das Tositsa-Museum in einem 1956 wieder aufgebauten Herrenhaus, das mit Originalstücken ausgestattet ist.


Der letzte Averoff – griechischer Ex-Aussenminister – bewohnte den obersten Stock bis zu seinem Tod im Jahre 1990, danach wurden auch seine Privatzimmer dem Museum einverleibt. Erst 2 Jahre vor seinem Tod eröffnete er die Pinakothek.

Nach der Besichtigung fuhren wir zum Aoos Quellsee, der sich ein Stückchen außerhalb von Metsovo befindet. Dieser See wird von einer Straße (wir fuhren im Uhrzeigersinn) umrundet, die über 2 Dämme führt, an denen Strom erzeugt wird. Bei einem Brunnen trafen wir auf einen jungen Mann, der mit einer Herde Pferde und Maultiere unterwegs war. Auf die Frage, wo denn der Reiterhof wäre, erklärte er uns, dass er mit den Tieren in den Wald unterwegs wäre, wo sie zur Holzarbeit herangezogen werden.


Nachdem in diesem Jahr der Winter Ende April endete, war es im Mai schön warm und wir hatten unsere Pullover umsonst mitgenommen. Leider waren die Zugvögel am See noch nicht eingetroffen und es war bis auf das Froschquaken aus den Tümpeln gespenstisch ruhig.


Unser Hotelier erzählte uns, daß der See im Sommer Rast- und Nistplatz von Enten, Schwänen, Reihern und sogar Flamingos ist. Wir entschlossen uns eine Spaziergang in den Wald zu machen, stellten das Auto ab und nahmen etwas Proviant mit, um an einem schönen Plätzchen ein Picknick zu machen.

Schon beim Beginn des Waldweges musste der Fotoapparat gezückt werden: Eine römische Kuckucksblume (Orchidee der Knabenkrautfamilie) stand direkt neben dem Pfad.


Auch sonst lässt diese Gegend das Herz eines Naturliebhabers höherschlagen, überall wilde Pfingstrosen, die Wiesen voll mit wilden Narzissen und die Wälder mit Blumen aller Arten und über ihnen tanzen Schmetterlinge. An einer kleinen Lichtung im ansonsten dichten Wald machten wir eine Rast und waren ganz leise in der Hoffnung, einen Bären zu sehen, von denen es im Pindosgebirge bis zu 3000 geben soll. Leider wurde unser Warten nicht belohnt.
Danach ging es weiter rund um den See.


Gegen Ende der Strecke wurden wir noch durch den Anblick eines Schwarzstorchpärchens belohnt, das seine Kreise über dem See zog und dann ziemlich in der Nähe landete, wo wir es noch einige Zeit beobachten konnten.

Nachmittags zog ein Gewitter auf. Nachdem es aber nicht kalt war, gingen wir nach der Rückkehr nach Metsovo mit dem Schirm los auf einen weiteren Spaziergang. Metsovo ist außer der Asphaltstrassen von einer Serpentine zur anderen duch kleine und kleinste Gässchen und Fußwege durchzogen.
Von der Kirch Ag. Charalampos geht ein Fußpfad den Hang hinunter zum Kloster Ag. Nikolaos, das man von dort durch die Hintertüre betreten kann. Ein Aufseher hat gedruckte Informationen in vielen Sprachen und sperrt dem interessierten Besucher gerne das Kirchlein auf.
Danach geht der Pfad weiter auf die Strasse hinunter. Dort links führt die Strasse beim Schlachthaus und der Kläranlage weiter zur Wassermühle (Pfad rechts runter). Ein Stückchen das Bächlein entlang ist das Kloster Ag. Theotokus, und von dort geht es über die Serpentinen wieder hoch ins Dorf.

Am nächsten Tag packten wir unsere Sachen und fuhren über Ioannina in die Zagori-Dörfer. Auf dem Weg dorthin machten wir halt in Perama nördlich von Ioannina und besuchten die Tropfsteinhöhle. Diese ist wirklich sehenswert. Sie wurde 1940 entdeckt und später durch ein Höhlenforscherehepaar der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Die Führung durch diese Höhle dauerte fast 1 Stunde, am Ende muss man 163 Stufen zum Ausgang hochsteigen und kommt auf der Rückseite des Berges wieder heraus. Tipp: Warm anziehen, es hat nur etwa 16° C da drinnen.


Nach dem Besuch der Höhle fuhren wir weiter nach Monodendri. Schon kurz nach der Einfahrt zu den Dörfern von der Hauptstrasse krochen einige Schildkröten über die Strasse, die wir an den Straßenrand beförderten, damit sie nicht überfahren werden.
Freunde hatten uns auch in Monodendri eine Unterkunft empfohlen, die aber wegen Renovierung nicht geöffnet war. Wir mieteten uns im Hotel Ladias ein, bekamen ein schönes Zimmer und wurden sofort über die Möglichkeiten der touristischen Aktivitäten im Dorf und rundherum beraten. Nachdem wir vorhatten, die Vikos-Schlucht von Monodendri nach Vikos zu durchqueren, interessierte es uns, wo wir Proviant hernehmen sollten, denn einen Supermarkt gibt es dort nicht. Kein Problem, versicherte man uns, man werde schon für uns sorgen.
Wir machten uns also keine Sorgen und erkundeten erstmals die nähere Umgebung. Viele dieser 47 Zagoridörfer sind durch Fußwege, Treppen oder Brücken verbunden und mit mehr Zeit zur Verfügung könnte man dort herrliche Wanderungen unternehmen. Für diesen Nachmittag reichte allerdings ein Spaziergang Richtung Schluchteingang an einem nachgebauten Amphitheater für Veranstaltungen vorbei sowie ein Besuch im Kloster Agia Paraskevi mit Erkundung des „gefährlichen“ Pfades zum sogenannten „Balkon“ in die Vikos-Schlucht. Falls jemand unter Höhenangst und Schwindelanfällen leidet, sollte er diesen Weg allerdings wirklich nicht ausprobieren.


Nachdem es noch so schön und warm war, fuhren wir die Straße oben nach Monodendri hinaus in Richtung „Oxia“, um auch von dort einen Blick in die Schlucht zu werfen. Auf dem Weg dorthin kommt man durch den „Steinernen Wald“ mit wirklich eindrucksvollen Felsformationen links und rechts der Straße.


Der Weg zum Aussichtspunkt ist nicht so dramatisch, allerdings legten wir uns am Endpunkt auf den Bauch, um so ungefährlich in die Schlucht blicken zu können. Der Ausblick lohnt jedoch die Mühen des Weges.

Nach einer ruhigen Nacht erwartete uns ein ausgiebiges Frühstück, von dem wir uns die Reste als Proviant einpacken liessen. Eine Dauerwurst, die wir noch von Zuhause mithatten, und ein paar in Metsovo gekaufte Äpfel vervollständigten diesen. Beim Theater links vorbei erreichten wir über einen Waldweg, der serpentinenartig in die Schlucht bergab führte, nach 30 Minuten den Talgrund. Dort teilte sich der Weg nach rechts nach Vitsa, nach links Richtung Vikos.
Am linken Rand ca. 20 m oberhalb des Flussbettes marschierten wir den Waldweg entlang und kletterten über eine 3stufige Eisentreppe ins Flussbett hinunter. Etwa 50 m über die großen Steine, und der Weg ging wieder links in den Wald hinein. Auch hier alles voller Blumen und Schmetterlinge, aber auch voller Spinnfäden quer über den Weg gespannt. Wenn jemandem davor graust, sollte man jemand anderen vorausgehen lassen.;-)

Nach insgesamt etwa 2 Stunden Gehzeit hörte ich links vor mir aus dem Wald ein Geräusch, guckte und dachte, was ist denn das für ein großes, braunes, zotteliges Schaf? Es war ein Bär! Etwa 30 m vor uns kam er auf den Weg heraus, als ich jedoch meinen Mann drauf hinwies, drehte der Bär sich um und lief wieder davon. Wir hatten leider keine Gelegenheit ihn zu fotografieren, zu schnell war er weg. Vielleicht wollte er trinken gehen, denn nach ca. 200 m öffnete sich der Wald einem Steinfeld, und man kann rechts unten den Fluss sehen und hören, der an dieser Stelle Wasser führte. Im Jahr 2008 wurde auch an diesem Ort die Quelle von der anderen Seite herübergeleitet und eingefasst. Es befindet sich daher jetzt Trinkwasser in der Schlucht. Wir schoben eine Esspause ein und verhielten uns ruhig, leider kehrte der Bär nicht zurück.


Weiter ging der Weg durch den Wald, manchmal über Schotterfelder, die Sonne kam über den Fels in die Schlucht herein, weiter ging es an einem kleinen Bildstock und neben einem überhängenden Fels vorbei, immer durch den dichten Wald, begleitet von Vogelgezwitscher.
Nach etwa 3,5 Stunden Gesamtgehzeit weitet sich das Tal. Jetzt führt der Weg teilweise über Wiesen und zwischen Bäumen hindurch. Viele Schwalbenschwänze und Zitronenfalter tanzen zwischen den Büschen herum. Noch etwa 1 Stunde Gehzei, und wir erreichten das Hinweisschild zu den Quellen des Vidomatis-Flusses. In einem Platanenwald kommt direkt aus dem Berg eine kräftige Quelle, wo wir zum ersten Mal auf der ganzen Strecke einen anderen Menschen sahen. Dort rasteten wir und aßen den Rest unseres Proviantes. An einem heißeren Tag hätten wir sogar gebadet.


Vor hier an wurde es ein wenig anstrengend, denn jetzt ging es in der Sonne bergauf zum Ausgang der Schlucht im Dorf Vikos. Dennoch entschädigte der Ausblick für die Strapaze.



Oben angekommen, gingen wir in eine Taverne und baten um ein Telefonat in unser Hotel, denn man hatte uns versprochen uns abzuholen. Der Wirt war ein kleines Schlitzohr, er behauptete sein Telefon wäre kaputt, aber er könnte uns doch auch zurückbringen....
Egal, der Preis war gleich und nach einem kühlen Bier fuhr er uns etwa 30 Minuten zurück nach Monodendri.

Alles in allem dauerte die Wanderung von Einstieg zu Ausstieg ca. 6 Stunden inkl. Pausen, für Personen mit Knieproblemen ist die Wanderung nicht zu empfehlen. Ansonsten reichen feste Turnschuhe, eine große Flasche Wasser und ein Imbiss. So richtig schwierig ist die Wanderung nicht, man kann sich auch nicht vergehen, denn es gibt nur einen deutlichen Weg. Am anstrengendsten ist der Ausstieg, denn der findet bei vollem Sonenschein statt und dauert mindestens eine halbe Stunde.

Nachdem es noch nicht so spät war, machten wir uns mit dem Auto auf den Weg nach Kipi, um die Steinbrücken zu besichtigen. Auf der Strecke dorthin befinden sich etliche nacheinander, direkt vor Kipi die längste mit den 3 Bögen.



Am nächsten Morgen verließen wir die Dörfer Richtung Ioannina. Direkt neben dem Kastro am See fanden wir einen Parkplatz und tauchten ein in eine andere Welt. Innerhalb der Steinmauern des Kastros stehen kleine Häuser mit engen Gässchen und auf einem größeren Platz neben dem Byzantinischen Museum befindet sich eine kleine Moschee mit dem Grab von Ali Pascha.


In der großen Moschee ist ein weiteres Museum untergebracht, das Einrichtungsgegenstände, Waffen und Trachten aller damals vertretenen Volksgruppen des vorvergangenen und vergangenen Jahrhunderts ausstellt.

An der Uferpromenade will vor allem die Jugend sehen und gesehen werden, und es herrscht ein munteres Treiben neben Cafes und Restaurants, die für jeden Geschmack etwas bieten. Von der Promenade fahren auch alle 10 Minuten Boote zur Insel, auf der sich das Ali Pascha-Museum in dem Haus befindet, in dem Ali Pascha 1822 ermordet wurde. Auf der Insel befinden sich auch ein Kloster sowie ein kleines Dorf, das äußerst touristisch orientiert ist.
Leider haben wir die Stadt dann nicht mehr weiter erkundet, weil es zu regnen begann.

Auf der Fahrt nach Dodoni wollte der Regen nicht aufhören und so erkundeten wir die Ausgrabungen nur rasch mit einem Schirm in der Hand. Bis auf einige schlechterhaltene Ruinen war sowieso nicht viel zu sehen. Hier kann man mehr darüber erfahren: Dodona

Nach dieser letzten Besichtigung setzten wir unsere Reise Richtung Athen fort und verließen den Epirus mit einer Reihe von schönen Eindrücken nicht nur an eine tolle, wunderschöne Wanderung, sondern auch an die Gastfreundlichkeit aller Menschen, die wir trafen.