Zum Schluss Keramotí


Für heute sind wir bei Verwandten in einem Dörfchen nahe Keramotí verabredet. Am Morgen haben wir im Hotel noch unbedingt unser Gepäck fast flugbereit verpacken wollen. Die Zeit läuft. Wir verlassen Komotiní mit einem weinenden Auge, denn unser Urlaub neigt sich dem Ende zu.


Gute Reise! Verlässt du unsere Stadt sauber? Kümmere dich auch auf deinem Weg darum.
2010 – Komotiní grüne Gemeinschaft / Jahr der Information und Sensibilisierung der Bürger der Gemeinde Komotiní

Ganz fest haben wir uns vorgenommen, beim nächsten Mal länger hier in Westthrakien zu bleiben, nicht nur wegen der persönlichen Bindungen, sondern auch, weil es hier einfach so schön und abwechslungsreich ist. Und sehr grün.


Als wir uns auf unserem Weg nach Keramotí dem Natur- und Vogelschutzgebiet des Néstos nähern, erinnern wir uns, dass wir ja auch noch eine Kanufahrt auf dem Fluss machen wollten, selbst dazu hat die Zeit nicht mehr gereicht. Dieses Erlebnis wollen wir auf jeden Fall später einmal nachholen. Einige der großen Vögel begegnen uns auch hier.


Bei Keramotí angekommen werden wir schon sehnlichst erwartet. Also packen wir schnell unsere Badesachen, springen wieder ins Auto und fahren die kurze Strecke zum Strand des Offizierskasinos. Dieser Küstenabschnitt ist ob seiner vorgelagerten Sandbänke sehr familienfreundlich. Wenn man circa zwanzig Meter ins wadentiefen Wasser hinein gewatet ist, erreicht man eine dieser Sandbänke, steigt wieder auf, wandelt einige Meter quasi über dem Meer, um gleich dahinter endlich einmal bis zum Hals ins Wasser eintauchen zu können. Aufgrund der geringen Tiefe ist das Wasser lauwarm. Ein letztes Mal frönen wir dem Badevergnügen ganz ausgiebig.
Am Nachmittag fahren wir zurück, essen ein paar „Kleinigkeiten“, während die Kinder sich ihre Musikinstrumente (Gitarre und Bouzoúki) schnappen, um für uns ein kleines Konzert zu geben. Wir verplaudern die Zeit, schöner könnten wir unseren letzten vollen Urlaubstag kaum verbringen.

Am frühen Abend checken wir im Philoxenía-Hotel ein, einer alt eingesessenen Unterkunft im Hafen von Keramotí. Mit unserem sehr gut ausgestatteten Zimmer sind wir superzufrieden, der Preis stimmt. Zunächst schlendern wir ein wenig durch den kleinen Hafen, der schon in warmes Licht gehüllt ist.










Danach essen wir in unserem Hotelrestaurant, das etwas erhöht, direkt an der Hafenstraße liegt und eine gute Übersicht über das Geschehen ringsum bietet...
Später unternehmen wir nochmals einen kleinen Spaziergang am Wasser entlang, besuchen mit den Kindern eine kleine Kirmes. Früher habe man im Sommer immer die Straße gesperrt und zur Fußgängerzone umfunktioniert, erfahren wir. In diesem Jahr sei das aufgrund mangelnder Gäste nicht nötig. Vielleicht hat das aber nichts mit der Krise zu tun, sondern mit den Mücken.
Im Dorf, in dem wir nachmittags waren, haben mich einige trotz vorsorglicher Einbalsamierung schon böse erwischt. In einem Nachbarhaus haben die Besitzer sogar die ganze, weit ausladende Terrasse mit einem Moskitonetz bespannt. Die Nähe zum Süßwasser sorgt für reichlich Nachschub an diesen Plagegeistern. Direkt am Meer ist es häufig ja nicht ganz so schlimm, doch auch in Keramotí selbst werde ich erbarmungslos gestochen. Eine Juckstelle neben der anderen. Zum Glück kann ich jedoch auf den Vorrat an Ammoniak-Sticks aus der Apotheke in Komotiní zurückgreifen: Juckstelle blutig kratzen und dann Ammoniak darauf – es brennt höllisch und übertüncht so den Juckreiz, der danach für eine Weile verschwindet. Gelegentlich wiederholen. Nach ein bis zwei Tagen wird die Stelle feuerrot und verschwindet dann mitsamt dem Juckreiz sehr schnell. Tolles Zeug!

***

Heimreise

Am Morgen trinken wir in Keramotí noch einen gemütlichen Kaffee im Restaurant unseres Hotels und schauen dabei einigen Fischern beim Raffen der Netze zu.


Eine Fähre hat Reisende von Thássos herübergebracht, es sind nicht wenige, die das Schiff verlassen. Vielleicht sitzen einige von ihnen später in unserem Flieger?

Obwohl es schon etwas spät ist, lassen wir es uns doch nicht nehmen, auf der alten Egnatía (und nicht über die neue Autobahn) durch die Dörfer bis nach Kavála zu fahren. Mir zuliebe sucht Alex flugs einen Parkplatz in der Stadt; noch haben wir eine halbe Stunde, um einen Kaffee zu trinken. Kavála ist zu jeder Tageszeit schön, auch jetzt am Vormittag.
Gemütlich schlendern wir über die große Kreuzung, von der aus das Rathaus und die benachbarten Herrschaftshäuser mit neoklassizistischen Fassaden ein imposantes Bild geben.


Unser Ziel ist der Busbahnhof um die Ecke; dort gibt es nämlich einige Geschäfte, die eine göttliche Bougátsa verkaufen. Es soll die letzte Mahlzeit sein, die wir in Griechenland einnehmen, bevor es wieder zurück nach Germany geht.

Im Außenbereich nehmen wir an einem der wenigen Tischchen Platz; frisch gebrühter Kaffee und gerade zubereitete Bougátsa munden hervorragend, während nebenan die Reisenden in die Busse zu den jeweiligen Zielen einsteigen.
Auf Alex’ Bitte hin darf er sich ein Ästchen von dem üppigen Basilikumstrauch neben unserem Tisch abpflücken, um in Deutschland einen kleinen Ziehversuch zu starten. Liebevoll wird der Zweig in wassergetränkte Servietten gesteckt.

Als wir wieder einmal auf die Uhr schauen, wissen wir, dass wir jetzt ordentlich Gas geben müssen, um den Flieger in Thessaloniki zu erreichen und vorher noch das Auto abzugeben. Also schnell zum Auto, auf die neue Egnatía, und jetzt kann der Wagen auch einmal zeigen, was in ihm steckt. Dabei verbraucht er ordentlich Sprit. Wohl oder übel müssen wir noch einmal tanken, was aber auf der Autobahn immer noch nicht möglich ist. Wir müssen in aller Eile nochmals runter von der Sprintstrecke, folgen einem Tankstellen-Schild mehrere Kilometer weit, finden endlich die Zapfstelle und lassen den Tank ordentlich füllen. Mittlerweile haben wir schon einen Anruf von der Dame erhalten, die am Flughafen am ausgemachten Treffpunkt auf uns wartet. Wir werden noch mindestens eine halbe Stunde brauchen, meint sie.

Alex senkt den Fuß auf das Gaspedal und gibt Gummi. Irgendwann sehen wir ein Schild zu einer Umgehungsautobahn in Richtung Flughafen. Diese viel befahrene Strecke zieht sich noch unendlich hin. Dann müssen wir nochmals die Autobahn wechseln, was wir aber beinahe versäumt hätten. Immer wieder haben große Schilder darauf hingewiesen, dass dies die Straße zum Flughafen ist, bei diesem Abzweig schaute man allerdings vergebens. Ein winziges Piktogramm erkennen wir noch aus dem Augenwinkel, und Alex gelingt es nur mit Mühe, noch richtig abzubiegen.
Weiter geht es um Thessaloníki herum. Wieder eine Ausfahrt, diesmal besser ausgeschildert, und wenige Minuten später halten wir vor der Abflughalle, wo man uns erwartet. Wieder ein sehr freundlicher Austausch, obwohl wir etwas zu spät sind; mit Handschlag und guten Wünschen werden wir verabschiedet.

Beim Einchecken des Gepäcks fragt Alex, ob wir das Basilikumsträußchen als Handgepäck ins Flugzeug mitnehmen dürfen. Klar dürfen wir das. Eine Kollegin kommt herüber und fragt, was denn da so duftet? – Basilikum, erkennst du das denn nicht, sagt der uns abfertigende Sicherheitsmensch lachend. Sie gibt uns dann noch den Tipp, das Pflänzchen auf der Reise immer feucht zu halten.
Als wir ins Flugzeug steigen, spricht eine der Flugbegleiterinnen am Eingang Alex auf das Basilikumsträußchen an. Hmmmm, wie das duftet, schwärmt sie. Es darf nicht trocken werden. Dann besorgt sie einen Becher, in dem ab jetzt das Zweiglein inmitten des wassergetränkten Papierklumpens ruht. Wir haben es tatsächlich heil nach Hause gebracht; mittlerweile hat es Wurzeln gezogen, wurde eingepflanzt und wächst täglich. Mit dem Blick darauf und dem Duft, den es verströmt erinnert uns das Pflänzchen immer wieder an unseren so wunderschönen Aufenthalt in Griechenland.

Aus touristischer Sicht hatten wir einen Traumurlaub, in dem wir viele verschiedene Facetten der griechischen Landschaft gesehen haben: I Meghalónissos, Kreta, mit ihrem einzigartigen Flair; die Wahnsinnsorte am Kraterrand Santorinis; die edlen Zutaten des Abendmahls, das wir auf einer der höchsten Stellen Oías beim Sonnenuntergang genossen haben; die erholsamen Tage auf Naxos und die schönen abendlichen Strandspaziergänge im warmen Wasser (mein Naxosfeeling!); das Widerstandscamp am Syntagma-Platz in Athen; das neue Museum - einzigartig, die Originalexponate und die Akropolis miteinander kommunizierend; Thessaloníki mit Kóstas, dem kein Weg zu weit war, um uns seinen perfekten Service angedeihen zu lassen; Vrasná in Makedonía, wo wir einen urgemütlichen Nachmittag in einem schattigen Innenhof verbracht und wo ich erstmalig Tsípouro mit Safran gekostet habe (als Geschenk erhielten wir dann noch einen Liter); die wunderschöne grüne Landschaft Makedonías mit ihren Berghängen, Seen und Siedlungen; schließlich Westthrakien mit seinem multikulturellen Zentrum Komotiní und der gemütliche Ausklang in Keramotí.

Zum Abschied erhalten wir eine fantastische Sicht aus dem Flugzeug auf das sonnenbeschienene Thessaloníki, das wir aus der Luft bei einer 180-Grand-Drehung vom Meer aus nochmals bewundern dürfen. Die Mutter der Armen, wie die Stadt auch genannt wird. Doch von hier oben sieht sie wunderhübsch aus, nicht ärmlich, sondern strahlend.

Unsere Batterien sind nach diesen erholsamen Wochen wieder aufgeladen, doch wir sind ziemlich traurig, wieder zurück zu müssen in unseren Alltag.





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