Von Athen nach Thessaloníki und dann
weiter nach Thrakien


In Athen gibt es zwei Haltestellen für den Bus nach Thessaloníki, der laut Fahrplan 2011 alle ein bis zwei Stunden auf dieser Strecke verkehrt. Die eine befindet sich in Kifissiá (also ziemlich weit außerhalb, die andere auf dem Pédio Aréto (Marsfeld) in der Nähe des Archäologischen Museums. Von unserem Hotel (in Monastiráki) aus fährt der Stadtbus 35 direkt dorthin (Haltestelle Agios Vassílios). Man geht in Fahrtrichtung ein paar Meter bis zur nächsten Kreuzung (ca. 200 Meter) und biegt dort links ab. An der nächsten Ecke befinden sich dann das unscheinbare Praktorío und die Haltestelle für die Busse.

Bei unserer Ankunft erwerben wir die Tickets (jeweils 42 Euro) und haben noch soviel Zeit, dass wir in Ruhe einen Kaffee trinken können. Das Gepäck deponieren wir einstweilen im Praktorío.
Im Park vor dem Archäologischen Museum zahlen wir für den Kaffee die bekannten Athener Preise (4,50 Euro). Dafür können wir den Morgen stimmungsvoll und in aller Ruhe angehen lassen.







Von Athen nach Thessaloníki

Um 10.30 Uhr fährt der Bus pünktlich los. Zwei Fahrer sind an Bord, die sich auf der Fahrt regelmäßig abwechseln werden. In Kifissiá wird es voll, alle Plätze sind jetzt besetzt. Fast ausschließlich Einheimische sind an Bord.
Langsam wird es richtig heiß in dem Doppeldecker, als die Outskirts von Athen an uns vorbeifliegen. Riesige Gewerbegebiete beheimaten dieselben globalen Firmen wie auch in anderen Großstädten: Ernest & Young, Novartis, Bo-Frost, Metro, Zentis, Nokia, Siemens Network, Coca Cola, Toyota, Smart und andere. Dazwischen auch einige einheimische Firmen.

Kurzzeitig erleben wir einen Stau, es kann nur im Schritttempo gefahren werden, doch löst er sich schnell wieder auf.
Nach Überquerung eines Hügels passieren wir die erste Mautstelle, und zwar ohne anzuhalten. Sicherlich gibt es einen Sondertarif, oder die Autobahnbenutzung ist für den öffentlichen Verkehr sogar kostenlos. Auf großflächigen Tafeln wiederholt sich immer wieder die Werbung für eine griechische Online-Zockerbude.

Nachdem der Großraum Athens hinter uns liegt, durchqueren wir landwirtschaftlich genutztes Gebiet; Olivenhaine, soweit das Auge reicht. Rechts begleitet uns eine ganze Weile lang die Insel Evia, vom Festland getrennt durch den Nord-Evia-Kólpos.
Noch mehrere Mautstellen passieren wir; das wäre eine teure Autofahrt mit dem Mietwagen geworden (das hatten wir nämlich ursprünglich vor.)

Kurz hinter Lamía halten wir zu einer zwanzigminütigen Pause an einer Raststätte. Unzählige süße Leckereien zieren die Auslagen, man kann kaum widerstehen.
Um 13.00 Uhr strömen die Passagiere bereits zum Bus, um wie angekündigt wieder aufzubrechen. Als die Fahrer wenige Minuten später Platz nehmen, füllt sich das Gefährt in Windeseile, und schon düsen wir wieder über die Autobahn, rechts und links flankiert von einem rosa blühenden Oleanderband. Linkerhand, auf halber Höhe kann man Bautätigkeiten erkennen, Tunnel durch die Hügel sind bereits angelegt, Betonpfeiler für Brücken ebenfalls. Wahrscheinlich wird hier eine schnurgerade Betonpiste entstehen, die den Autoverkehr in Nord-Süd-Richtung noch schneller fließen lässt.

Plötzlich hält der Bus am Fahrbahnrand. Einer der Fahrer steigt aus, geht nach hinten, schaut sich den Motor an. Dann steigt auch der zweite Fahrer aus. Es scheint eindeutig: mit diesem Gefährt geht es nicht mehr weiter, der Bus ist kaputt.
Wir werden gebeten, alle auszusteigen. Ohne Belüftung kann man es im Bus bei diesen Temperaturen nicht aushalten. Der Fahrer ermahnt uns laut und eindringlich, auf keinen Fall die Fahrbahn zu betreten. Stattdessen stehen wir an der Leitplanke, zum Glück im Schatten eines kleinen Pinienwäldchens.
Ein Ersatzbus ist bereits geordert. Wie sich bei genauer Betrachtung herausstellt, ist der Keilriemen gerissen; auch die Kühlung funktioniert nicht mehr.
Eine kleine Ewigkeit warten wir auf die Weiterfahrt, doch die Fahrgäste sind gut gelaunt und nutzen die Zeit für endlose Telefonate und einige Damen auch zum Schaulaufen.
Endlich, nach über einer Stunde, kommen zwei Ersatzbusse. In Windeseile wird das Gepäck umgeladen und wir nehmen wieder Platz. Der Fahrer, ein junger Mann, der alles vollendet im Griff hat, gibt richtig Gas.
Unter den Damen ist mittlerweile Unruhe aufgekommen, als wir nochmals für fünf Minuten anhalten. Auf der Weiterfahrt kommt eine nach der anderen nach vorne und hält dem Fahrer ein unnötiges Gespräch, meckert auch hinterher noch herum. Als ob wir dadurch schneller am Ziel wären!
Der Fahrer lässt sich nichts anmerken. Er führt etliche Telefonate, organisiert auch noch andere Fahrten, fährt aber trotzdem sehr sicher. Wir tippen auf den Sohn des Eigentümers des Unternehmens. Tatsächlich sind die Busse auch nicht grün, wahrscheinlich ein privates Unternehmen, das im Auftrag von KTEL unterwegs ist. Der Junge ist wirklich gut.

Entspannt lehnen wir uns zurück und lassen die Landschaft wieder an uns vorbeiziehen. Wolken sind aufgezogen, man mag es kaum glauben nach der Hitzeschlacht der letzten Tage. Braune, bereits abgeerntete Getreidefelder wechseln sich jetzt mit grünen Feldern ab. Vereinzelt schlanke Zypressen, wahrscheinlich bei Kirchen oder Friedhöfen.
Herrlich, die mediterrane Landschaft und über weite Strecken die Sicht auf das tiefblaue, ägäische Meer.
Von links oben kommt jetzt eine Pipeline in Sicht. Sie führt geradewegs nach unten, bis zum Meer, wo ein größeres Gebäude (eine Fabrik?) steht. Es würde mich interessieren, was durch diese Pipeline transportiert wird.
Nach einer Weile erreichen wir den Abzweig nach Vólos, zumindest die Industrial Area. Die Stadt selbst bleibt weit entfernt. So wie es aussieht, wird der Bus ohne weiteren Haltepunkt durchfahren.
Zwischendurch klingeln die Handyapparate im Bus, viele mit dem Wallander-Klingelton. Alle paar Kilometer wird durchgegeben, wo man sich gerade befindet.
Mittlerweile befinden wir uns schon in der Thessalische Ebene, die ebenfalls stark landwirtschaftlich genutzt wird. Wir erkennen hauptsächlich Getreide-, Baumwoll- und Maisfelder.
Schließlich auch abgebrannte, schwarz-verkohlte Felder. Oder hat hier ein unkontrollierter Brand gewütet? Zumindest der angesengte Strommast war keine Absicht. Im weiteren Verlauf der Fahrt sehen wir noch jede Menge Felder, bei denen die Asche bereits untergepflügt wurde.
Recht schnell erreichen wir Lárissa, doch auch hier gibt es noch eine kleine PP (der Halt soll nur „ligáki“ dauern).
Entlang des Piniós wird die Landschaft dramatischer. Das Flussbett sehen wir zwar nur gelegentlich, und die Straße ist sehr schmal geworden in dem engen Tal, von Autobahn keine Spur mehr. Das viele Grün am Flussufer, dazu die Nähe des Olymp-Massivs begeistern uns derart, dass wir beschließen, irgendwann einmal für ein paar Tage hierher zu kommen.
Gerne hätten wir hier eine weitere kleine Pause eingelegt, denn im Bus ist es mittlerweile sehr warm geworden. Wahrscheinlich gibt es gar keine Klimaanlage, sondern nur eine Belüftung, die die heiße Luft nach innen bläst.
Wir sind zwar weiterhin sehr geduldig, obwohl wir bereits eine ordentliche Verspätung haben und unser weiterer Plan wahrscheinlich ins Wasser fallen wird. Trotzdem freue ich mich auf unsere Ankunft, um endlich wieder Bewegungsfreiheit und frischen Wind um die Nase zu haben.
Bei der Überquerung des Piniós erkennen wir, dass er für diese Jahreszeit noch ziemlich viel Wasser führt. Wieder fahren wir für eine Weile am Meer entlang. Kateríni ist bereits ausgeschildert. Und von dort aus ist Thessaloníki nur noch ein Katzensprung.
Ein paar Regentropfen fallen auf die Windschutzscheibe, als wir den Olymp passieren. Die Wolken verdichten sich in Richtung Thessaloníki immer mehr. Und dann fallen uns doch noch die Augen ein wenig zu. Ein erholsames Minutenschläfchen, oder war es doch ein halbe Stunde?

Schließlich erreichen wir unser Ziel. Aus angestrebten 6 Stunden sind über 8 geworden, es ist später Nachmittag. Unser Fahrer wechselt in Windeseile den Bus, nimmt uns mit, weil der Anschlussbus nämlich noch zum Zugbahnbahnhof fährt.
Wir haben vor, ein Auto zu mieten und heute doch noch die Strecke nach Komotiní (Westthrakien, ca. 300 Kilometer) in Angriff zu nehmen. Falls wir unterwegs müde werden, könnten wir uns ein Zimmer nehmen, doch über die Egnatía fährt man so leicht, da wäre es durchaus möglich, dass wir unser Ziel heute noch erreichen.


In Thessaloníki

Am Zugbahnhof soll es eine Autovermietung geben. Das gesamte Gelände ist schon seit längerem als Großbaustelle eingezäunt. Schweißgebadet rollen wir vom Praktorío mit unseren Koffern über die Schnellstraße, umrunden die Baustelle, und ziehen unser Gepäck zielstrebig durch den einzigen Eingang an den streikenden Taxifahrern vorbei ins Gebäude.
Es ist Freitagabend und leider gibt es kein freies Auto mehr. Es hätte 40 Euro pro Tag zzgl. Kilometergeld ab einer gewissen Kilometerzahl gekostet. Das wäre uns eh zu teuer geworden.
Dann also zum Flughafen. Wieder raus aus dem Bahnhof, wieder auf die Hauptstraße, denn hier soll auch der Bus zum Flughafen halten. Mir schwant, dass uns letztendlich die Zeit davonlaufen wird. So eine Action wegen eines blöden Autos. Und wenn wir dort auch nichts in unserer Preisklasse bekommen? Ich frage einfach einen Passanten, wo in der Innenstadt man vielleicht ein Auto leihen könnte, und der weiß Bescheid. Wir sollen bis zur Haltestelle „Kamára“ fahren (11er oder 17er Bus) und uns zur Angeláki-Straße in der Nähe durchfragen. Dort gäbe es etliche Vermieter.
Also rollen wir wieder in das Bahnhofsgelände hinein, denn der Bus fährt von dort ab, lösen unsere Tickets und steigen in den bereits wartenden Bus. Unser Ziel ist nur wenige Haltestellen entfernt. Zum Glück können wir dann die Angeláki-Straße bergabrollen. Doch egal, wo wir fragen, alle Autos sind vermietet. „Was, ausgerechnet heute, am Freitagabend, wollt ihr ein Auto?“ Langsam verlässt uns der Mut, doch wir bleiben gelassen. Zur Not quartieren wir uns in einem Hotel ein und versuchen unser Glück am darauffolgenden Tag, oder fahren mit dem Bus und leihen ein Auto in Komotiní (haha, am liebsten bei der Frau, mit der wir schon mal richtigen Zoff hatten, die würde vielleicht blöd gucken!).

Ein Autoverleiher im unteren Teil der Straße ist eifrig und ausführlich am Telefonieren, während ich unser Glück nebenan versuche, wo man ebenfalls müde abwinkt, alles ausgebucht.
Als das Telefonat beendet ist erhalten wir auch hier einen abschlägigen Bescheid. Bis morgen werden wir schon warten müssen. OK, dann warten wir eben. Und dann zeigt sich, was ein Meister des Service für seine Kundschaft auf die Beine stellen kann.
Das Auto, das wir bekommen werden, sei in der chemischen Reinigung. Man habe ihm die Rückgabe zwar für 10.00 Uhr vormittags zugesagt, doch wir seien in Griechenland. Darum sollten wir lieber erst mit 12.00 Uhr rechnen. Er wolle uns nicht hinhalten. Aber um 12.00 Uhr sei das Auto auf jeden Fall da!
Ob wir schon ein Zimmer für die Nacht hätten? Nein? Er arbeite mit mehreren Hotels zusammen und könne gern für uns herumtelefonieren. Preisklasse bis 50 Euro. Alles klar, nach 2 Telefonaten haben wir ein Zimmer, ausgerechnet in dem Hotel, das uns bei unserem letzten Aufenthalt in der Stadt von außen, und von der ruhigen Lage her, so gut gefallen hat.
Als nächstes wuchtet Kostas, der Autovermieter, der in Deutschland aufgewachsen ist, unser Gepäck in ein Auto vor dem Laden, sagt kurz nebenan Bescheid, und bringt uns kurzerhand zum Hotel. Das alles hat weniger als eine halbe Stunde gedauert. Schnell noch werden die Handynummern ausgetauscht, das war's. Wir sind vollkommen entzückt ob dieser spontanen Hilfe. Eine bessere Werbung für sein Geschäft kann es nicht geben! Absolute Oberklasse! Und daher auch hier ausdrücklich empfohlen:   autoGReece,   Angeláki-Str. 15 (die Straße beginnt auf der Kreuzung, von der auch eine Hauptstraße hinauf zum Kástro führt; man geht dann entgegengesetzt in Richtung Meer bergab).

Es ist schon früher Abend, als wir im Hotel Orestías Kastoriás, gleich unterhalb der Agios-Dimitrios-Kirche, einchecken. Man trägt unsere Koffer in den ersten Stock, ist hilfsbereit und sehr freundlich. Auch hier ein toller Service. Sicherlich kann ein jeder, der müde von einer langen Anreise bei Hitze und hochgradig schwüler Luft irgendwo ankommt, nachvollziehen, was eine solche Hilfe Wert ist.
Unser Zimmer ist klein, aber hell, sauber und ruhig, für einen Kurzaufenthalt absolut perfekt. In dem kleinen Foyer soll es am Morgen zwar kein ausgiebiges Frühstück, aber Kaffee und ein paar Leckerbissen geben.

Zunächst duschen wir ausgiebig, um den Reisestress auch etwas abzulegen. Obwohl nicht eingeplant, freuen wir uns sehr auf den Abend in dieser schönen Stadt.
Langsam schlendern wir ein wenig herum und lassen uns in einer Taverne nieder. Leider sitzen am Nebentisch ein paar Jugendliche, die so laut herumgrölen, dass wir nach dem Essen bald Reißaus nehmen.
An der Hafenpromenade schlendern wir gemütlich vorbei. Alle Cafés und Bars spielen griechische Musik in ohrenbetäubender Lautstärke und sind bis zum Anschlag besetzt. Bis auf den Bürgersteig hinaus stehen die feiernden jungen Leute.
An der Aristotélos biegen wir ab, hinauf auf den herausgeputzten Platz mit den herrschaftlichen Häusern, die den Platz in zwei angedeuteten Halbkreisen umschließen.

Soviel ist hier zur späten Stunde nicht mehr los, doch wir sind so gut drauf, dass wir uns in einem kleinen Café niederlassen, auf weißen Polstern, und uns einen Whisky genehmigen. Ein großer Ventilator fächelt einen kühlen Hauch herüber, sodass die schwüle Luft etwas vertrieben wird und für einen sehr angenehmen Aufenthalt sorgt.
Ach, wie wunderbar es hier ist! Wir lieben diese Stadt sehr. Auch Athen mögen wir, doch beide Städte sind sehr unterschiedlich. Für mich persönlich ist Athen zu unübersichtlich; in Thessaloníki kenne ich mich zumindest im Zentrum ein wenig aus.
So lassen wir diesen Tag in Ruhe und sehr entspannt ausklingen. Als wir wieder am Hotel ankommen, ist es schon weit nach 1.00 Uhr.

***

Zum Frühstück sind wir in ein Schnellrestaurant um die Ecke gegangen und haben uns an einem der wenigen Tischchen draußen niedergelassen. Der Bohnenkaffee schmeckt vorzüglich, der Toast weniger, aber Alex genießt seine soeben hergestellte Bougátsa in vollen Zügen.
Bis zur Autoübergabe ist noch jede Menge Zeit, in der wir die Kirche des Agios Dimítrios, des Stadtpatrons von Thessaloníki, wieder einmal besuchen können. Alex war hier schon häufiger, ich erst einmal (2009).

Die Hauptkirche Thessaloníkis wird am frühen Vormittag in goldenes Licht taucht, als die Sonne durch das gelbe Fensterglas in der Apsis scheint. Begleitet wird unser Besuch von gregorianischen Gesängen vom Band.




Wir zünden alsbald unsere schmalen Kerzen an, die uns Roma-Frauen im Außenbezirk der Kirche gegen einen Winzbetrag aufgeschwatzt haben („Von dem Geld kaufen wir Brot für uns“).


Das frühere Fotografierverbot im Kellergeschoss ist aufgehoben worden. Nacheinander betreten verschiedene Reisegruppen das Gewölbe der christlichen Urkirche, machen ihre Fotos und gehen wieder. Wir bleiben noch länger, lesen die Tafeln, bewundern die Ausstellungsstücke und stellen uns vor, wo die Widerstandskämpfer wohl gesessen haben, als sie die ahnungslosen deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg belauschten. Es gibt da einen verschlossenen Raum, der unter dem Altar liegen müsste, vielleicht war es hier, wo man sich versteckte.









Noch einmal schlendern wir durch den prachtvollen Innenraum der heutigen Kirche im Erdgeschoss und bewundern den Gesamteindruck: die Säulen aus verschiedenfarbigem Marmor, die Ikonen und alten, wertvollen Mosaike und das wunderschöne Licht.









Von Thessaloníki nach Komotiní

Gegen 12.00 Uhr treffen wir, wie verabredet, unseren Autovermieter in der Lobby unseres Hotels. Schnell ist der Vertrag gefertigt, das Gepäck verstaut (wieder erhalten wir Hilfe von den Hotelangestellten beim Schleppen) und schon sind wir unterwegs nach Thrakien. Mit Musikbegleitung (heute Daláras) fahren wir auf der Langadhá, an Neápolis vorbei und dem Moni Lazaristón. Auf zig Plakaten an den Pfosten auf dem Mittelstreifen wird auf die kulturellen (bereits vergangenen und noch stattfindenden) Veranstaltungen allgemein in Thessaloníki und im besonderen im Musentempel des Moni hingewiesen.


Wir verlassen jetzt die Stadt in östlicher Richtung, gelangen in die Außenbezirke und gleiten auf der Egnatía dahin. Mauthäuschen wurden bereits errichtet, sind jedoch noch nicht in Betrieb.


Als wir die beiden Seen Korónia und Vólvi passieren, beschließen wir, einen Zwischenstopp im nahen Vrasná (am Strymonischen Golf, also dort, wo der Fluss Strymonas ins Meer mündet) einzulegen und spontan Verwandte zu besuchen.
So verbringen wir ein paar superschöne, gemütliche und lustige Stunden in einem schattigen Innenhof bei Frappé und später hausgemachten Fassólies (Bohnengemüse, ein echtes Sommeressen) und zum Nachtisch ein Ghlikó tou koulalioú (ein Löffel Süßes – eine Kalorienbombe), erfahren, dass man mit kokelndem Elenikó auch Moskitos verjagen kann (wozu der nicht alles gut ist!) und brechen am späten Nachmittag wieder auf.


Heute wollen wir auf jeden Fall noch nach Komotiní. Wieder zurück auf die Egnatía fahren wir zunächst zügig bis nach Kavála. Alex weiß, wie sehr ich diese Stadt liebe und hält auf einem meiner Lieblingsplätze mit Blick über einen großen Teil der Stadt.




Kavála ist so vielfältig, einfach wunderschön. Nicht nur die Kamáres (das Aquädukt) oder die Altstadt auf der Peninsula, sondern auch die fantastische Häuserfront um das Dhimarchíon (Rathaus) und die vielen kleinen Sehenswürdigkeiten, die gelassenen Einwohner und der Hafen haben mich in ihren Bann gezogen.
Daher machen wir trotz fortgeschrittener Stunde noch einen Schlenker und fahren durch das Herz von Kavála. Ein weiteres wunderschönes Reisehighlight!



Bei der Ausfahrt aus der Stadt entschließen wir uns noch zu einem weiteren Abstecher, nach Keramotí. Tatsächlich treffen wir dort weitere Verwandte und verabreden uns zu einem gemeinsamen Tag auf unserer Rückfahrt nach Thessaloníki, von wo aus wir schon bald wieder nach Deutschland starten werden. Der kurze Aufenthalt in der Dämmerung hat bereits ausgereicht, dass die Mücken, trotz Einsprühung, über mich hergefallen sind. Und dabei ist es hier nicht so schlimm wie bei Sérres. Aus den Nachrichten wissen wir, dass es dort aufgrund ausgedehnter Wasserflächen für den Reisanbau in diesem Jahr eine regelrechte Moskitoinvasion geben soll.

Als wir kurze Zeit später wieder aufbrechen, verpassen wir den Abzweig zur Autobahn und fahren daher auf der alten Hauptstraße weiter. Bis nach Komotiní ist es nicht mehr weit. Gegen 22 Uhr checken wir schließlich im Olympos-Hotel, in der Innenstadt, ein. Das Zimmer ist recht groß und ruhig. Mit Hilfe der Klimaanlage erreichen wir schnell angenehme Temperaturen.
Besonders Alex hat sich sehr darauf gefreut, ein paar Tage in seiner Heimatstadt zu verbringen, und das Hotel ist perfekt gelegen, um Streifzüge durch das Zentrum zu unternehmen. Heute Abend jedoch steht uns zunächst der Sinn nach einer kulinarischen Stärkung.
In den überdachten Gassen der Stragaládhika (alter Markt – Stragália = Kichererbsen, wofür Komotiní traditionell berühmt ist) finden wir noch geöffnete Restaurants, die recht gut besucht sind. Freundlich weist man uns einen Tisch im Aparétito („das Unverzichtbare“) zu. Im Hintergrund spielt man Daláras vom Band. Später folgen alte griechische Lieder. Außer uns sind nirgendwo Touristen in Sicht, das hier ist Griechenland pur.
Wir wählen Huhn und Fleisch, Ruccola mit Balsamico-Essig, Tsatziki mit viel Knoblauch – alles frisch und sehr schmackhaft zubereitet, dazu ein Vergina-Bier, das in Komotini gebraut wird.
Im Anschluss unternehmen wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang über die Platía, wo aus den mit jungen Leuten voll besetzten Läden zu dieser späten Stunde dröhnende Musik herausschallt.


Komotiní und Umgebung



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