Besuch des
Akropolis-Museums


Nach einer langen Pause in einem Café am Syntagma-Platz, wo wir die Eindrücke des Widerstandscamps ein wenig „verdauen" konnten, spazieren wir in praller Mittagshitze schließlich (voller Vorfreude auf die klimatisierten Räume) von Schatten zu Schatten in Richtung Akropolis-Museum, das sich am Fuße des Akropolis-Hügels befindet. Es ist ja nicht weit entfernt vom Syntagma-Platz. Wir versuchen umzuschalten und uns auf den erwarteten Kunstgenuss einzulassen.


Bevor man die Stufen zum großen Eingangsbereich herabsteigt, sollte man sich die Glasfassade anschauen, in der sich ein Teil der Original-Akropolis auf dem Hügel widerspiegelt.



Auf einem großen Plakat wirbt man für einen Tag im Akropolis-Museum. Solange werden wir nicht brauchen, doch es sollen etliche Stunden werden, in denen wir unter anderem die großartigen Originale sehen werden, die man sonst nur von Bildern oder als Nachbildung präsentiert bekommt.


Das Museum selbst befindet sich mitten in einer archäologischen Ausgrabungsstätte, wie man leicht erkennt. Was hätte man mit den Ruinen tun sollen? Abreißen, um ein modernes Gebäude darauf zu errichten?
Der New Yorker Architekt Bernhard Tschumi hat im Einvernehmen mit den Archäologen, die alleine für die Akropolis zuständig sind und deren Büros sich in dem schönen Gebäude links der Eingangstreppe befinden, ein tolles Konzept erarbeitet: Das Museum ruht auf dicken grauen Betonpfeilern, die im Ausgrabungsgelände verankert sind; somit konnten alle antiken Mauerreste erhalten bleiben.



Damit auch jeder diese Technik bewundern kann, besteht der Boden des Eingangsareals aus durchsichtigen Platten. So schlendert man mehrere Meter über den Relikten, die man so von oben betrachten kann.


Direkt vor der Eingangstür, in einem überdachten Bereich, befindet sich eine Öffnung im Glasboden, die ebenfalls schlicht mit diesen durchsichtigen Platten umzäunt ist, und den Blick auf ein offengelegtes Areal freigibt. Relikte mit einer runden Form dienen in der heutigen Zeit als Wunschbrunnen. Etliche Geldmünzen sind darin zu erkennen.




Natürlich wollen wir uns auch die von den meisten Besuchern unbeachteten Ausgrabungen seitlich des Eingangs nicht entgehen lassen. Gebäude und Straßenteile des antiken Athen sind leicht auszumachen.




Nun sind wir auch wir bereit für den Museumsbesuch, stellen uns in einer Warteschlange an. Das Museum ist, wie in Griechenland üblich, nur montags (und an einschlägigen Feiertagen wie z.B. an Weihnachten und Ostern) geschlossen und ansonsten täglich von 8.00 Uhr bis 20.00 Uhr geöffnet, letzter Einlass ist um 19.30 Uhr.
Die Eingangspforte selbst wird von einer Eule, der Begleiterin der Schutzgöttin Athens, auf einer schlanken Metallsäule bewacht.


Nachdem einige Reisegruppen durch die Sicherheitsanlage (wie am Flughafen) hindurchgeschleust wurden, sind auch wir an der Reihe. Größere Taschen sollen in einem Raum abgegeben werden, das Fotografieren in den Ausstellungsräumen ist nicht erlaubt, auch nicht ohne Blitz. Am Eingang sind die Regeln auf einem Schild erklärt. Der Eintritt kostet pro Person 5,00 Euro, für besondere Gruppen (Studenten etc) ist es noch preiswerter.
Das geräumige und gut klimatisierte Foyer stimmt den Besucher auf das ein, was ihn später erwarten wird. Auf Sitzpolstern kann man ankommen, verschnaufen und sich akklimatisieren. Hier warten wir, bis sich die Reisegruppen ein wenig verteilt haben.


Vor uns wird auf einer großen Wand eine Videoanimation abgespielt, die Bezug nimmt auf das Außenplakat „A day at the Acropolis Museum". Kinder sitzen davor, sie haben längst den Sinn erkannt. Kinder erhalten nämlich kostenlos am Schalter ein Säckchen mit einer Karte und weiteren Utensilien. Sie sollen im Museum die markanten Punkte mit Darstellungen der Athene finden und farbige Punkte auf die entsprechende Stelle der Karte kleben. Diese sind in den Ausstellungsräumen gut erkennbar auf einem Zusatzschildchen gekennzeichnet, damit die Kids auch ihre Erfolgserlebnisse haben. Daneben können sie auch durch das Lesen der wenigen Sätze auf den Täfelchen einiges über die Athene lernen. Wir finden diese Idee super und spannend und auch, dass ihr im Foyer soviel Raum gegeben wird. Erwachsene können ein solches Säckchen gegen Zahlung eines kleinen Betrages ebenfalls erwerben.


Auch virtuell wird darauf Bezug genommen: www.acropolis-athena.gr (rechts unten auf „English“ klicken und ein wenig warten, bis die Seite vollständig geladen ist)

Um es vorweg zu nehmen: Es gibt nur eine einzige kleine Anmerkung, die wir haben: Den im Buchladen angebotenen Museumsführer sollte es in mehreren Sprachen geben und ausführlicher sein. Er sollte bereits im Foyer zur Verfügung stehen (wir haben dort zumindest keine gesehen), damit sich jeder Interessierte auch schriftliches Material auf seiner Entdeckungstour mitnehmen kann, denn nicht jeder kann Griechisch oder Englisch, und die Tafeln im Museum selbst repräsentieren nur diese beiden Sprachen.

Zur weiteren Einstimmung befinden sich im Foyer in Vitrinen auch Modelle der Akropolis, die die bauliche Entwicklung seit ihrem Beginn zeigen.


Nachdem wir uns damit vertraut gemacht haben, sind wir bereit für die Ausstellungsräume. Diese sind nicht etwa separat und durch Türen voneinander getrennt. Im Prinzip besteht das gesamte Museum aus einer lichten, mehrgeschossigen Halle. Nur das Café und die Buchhandlung im Zwischengeschoss sind abgetrennt.

Durch Drehkreuze spazieren wir auf eine Rampe, die langsam ansteigend in den ersten Stock führt. Auf der Rampe selbst sind ebenfalls Exponate ausgestellt, und zwar so gut durchdacht, dass man nicht gleich in den ersten Minuten schon von Vasen und anderen antiken Gefäßen erschlagen wird, wie es mir einmal in einem anderen Museum erging.

Das erste Wunderschöne, das uns begegnet, befindet sich direkt hinter den Drehkreuzen: eine kleine, beleuchtete Vertiefung im Boden (auch wieder unter durchsichtigem Glas), in der wenige kleine Gefäße liegen, so als ob man selbst gerade diese Schätze entdeckt hätte. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie es den Archäologen ergangen sein muss, die genau so auf die Fundstücke stießen. Eine sehr schöne Idee, wie ich finde, die leichte Spannung aufkommen lässt. Was werden wir noch entdecken?

Links und rechts der Rampe bestaunen wir zunächst einige Ausstellungsstücke aus Ton und Alabaster in Vitrinen, die in die Wände eingelassen sind und den Besucher auf das Alltagsleben im antiken Athen einstimmen sollen.
Sie sind thematisch sortiert. Auf der linken Seite befinden sich Exemplare aus dem Heiligtum der Nymphen, die zeigen, welche Gegenstände man für eine Heirat brauchte und verwendete. Auf Tafeln werden – wie überall – einige Hintergründe erläutert. Hier heißt es (auszugsweise): Die Heirat im antiken Athen war eine der fundamentalen sozialen Institutionen. Insbesondere ging es um die Legalisierung der Nachkommenschaft. Die Frauen lebten im Haus des Mannes, die Hochzeit selbst fand jedoch im Haus der Frau statt. Hochzeiten wurden in der Regel bei Vollmond Mitte Juni bis Mitte Juli zelebriert. Dargestellt werden hier unter anderem Badegefäße, die Loutrophóroi, mit beeindruckenden Reliefs.

Weiter oberhalb, auf derselben Seite der Rampe, sind aus dem Heiligtum des Asklépios sehr gut erhaltene Marmorreliefs ausgestellt und eine Originalstatue, die Telemachos um 420/419 v. Chr. aus Epídavros nach Athen brachte.
Sehr gut erhaltene Reliefs aus dem Heiligtum des Diónysos, mit Darstellungen üppiger Gelage, beweisen, warum dieser Gott zu den beliebtesten zählte.

Auf der rechten Seite der Eingangsrampe befinden sich u. a. figürliche Darstellungen von Jünglingen und Mädchen, eine tönerne Feuerstelle, Kämme aus Knochen und andere.
Aus dem Haus des Proklós ist ein Marmorstein ausgestellt, ein Beerdigungs-Opferstein mit einem entsprechenden Relief aus dem vierten vorchristlichen Jahrhundert.

Es gibt noch weitere Themen, die in verschiedenen Vitrinen vertieft werden. Soweit haben wir uns darauf eingelassen und auch die beiden wunderschönen Statuen, die mitten auf der Rampe frei auf einem erhöhten Sockel stehen, bewundert, als wir uns einmal kurz umdrehen. In einem Blickwinkel, in der Etage über uns, erkennen wir eine lebensgroße marmorne Frauenstatue. Wir können es kaum erwarten, dorthin zu kommen.

Am Ende der Rampe führt eine kleine Treppe hinauf in den ersten Stock, der der archaischen Periode gewidmet ist. Direkt vor Kopf wird der Besucher von einem riesigen Relief empfangen, das vom Tempel der Athene stammt, mit der Darstellung von dreikörperige Dämonen, einem Bullen, der von Löwen zerfetzt wird und Heraklis und Triton.

Rechts erblickt man auf der Gebäudeseite, die ganz aus Glas ist, die Akropolis, und darunter, im Museum, gibt ein Schild Auskünfte über die Akropolis und den Beginn ihrer Geschichte. Überall im Museum findet man immer wieder solche Verbindungen zwischen der Akropolis, in Sichtweite hoch oben auf dem Hügel, und den hier ausgestellten Exponaten und Schautafeln.

Wir wenden uns jedoch nach links und gelangen in die Abteilung, die der gemeinsamen griechisch-römischen Geschichte gewidmet ist. An den ausgestellten Marmorköpfen kann man gut die jeweiligen modischen Ausrichtungen erkennen, die sich auch in den Frisuren zeigen.
Daneben stehen riesige mit Reliefs bestückte Marmorsockel, deren Ausmaße erahnen lassen, wie hoch die in antiken Zeiten darauf befindlichen Statuen gewesen sein müssen!

Jetzt folgen mehrere große Marmorstatuen mit Abbildungen der Athene (hier werden die Kinder fündig!), darunter eine Nachbildung, die – wenn ich es richtig verstanden habe – im zentralen Heiligtum des Párthenons stand. 13 Meter hoch soll das Original aus Elfenbein und Gold gewesen sein, das jedoch als verloren gilt. Seine Beschreibung in mehreren Überlieferungen ist jedoch so detailgetreu, dass man sie mühelos nachbauen konnte.

Weitere interessante Themenfelder, die auf den Schautafeln behandelt werden, sind unter anderem: Die Akropolis und die Ehrenbürger; Athen, die Akropolis und Alexander der Große; die Akropolis und die athenische Außenpolitik. Allerdings stellen die Tafeln nur einen winzigen Teil des im Museum Ausgestellten dar und sind lediglich als Infogeber gedacht. Ich selbst war von den vielen Exponaten so fasziniert, dass ich die Tafelinhalte nur überflog oder ganz wegließ.

In einem weiteren Teil dieser Etage ist ein Modell des Athena-Tempels dargestellt, daneben Fundstücke und – für mich weitaus beeindruckender – Mauerteile mit einem außerordentlichen Figurenrelief des Eréchthions. Sein Schöpfer ist unbekannt, man schätzt allerdings, dass es 408/407 v. Chr. fertiggestellt wurde. Kosten: 3.315 Drachmen. Dies kann man einer Steininschrift entnehmen, so wie auch bei anderen Gebäuden, auf denen die Namen der Erbauer und die Kosten eingraviert wurden.
Teilfiguren des Reliefs stellen eine Schuhbinderin, Nikai, die einen Bullen zur Opferung führt, und die Göttin Athene, auf einem Fels sitzend, dar. Die Figuren sind sehr detailliert gearbeitet und scheinen nur an wenigen Punkten am Mauerwerk zu „kleben“. Diese Gruppe ist für mich bisher einer der Höhepunkte der Ausstellung; daher halten wir uns hier auch ziemlich lange auf, bewundern das Kunstwerk von allen Seiten.
In der benachbarten Abteilung dreht sich alles um die Propyläen und deren Geschichte.

Blickt man nun links um die Ecke, auf eine der Längsseiten, wartet die nächste großartige Überraschung: eine Skulpturen-Ausstellung die ihresgleichen sucht! Koren aus verschiedenen Epochen; besonders gewaltig die überlebensgroßen auf einem Podest. Und schon fast als Wahrzeichen des Museums die Skulptur der Athene (aus dem gleichnamigen Tempel), wie sie mit den Giganten kämpft (s. auch Abbildung der Videoanimation aus dem Foyer).
Die Koren sind fast alle mit dem linken Fuß etwas nach vorne geschoben dargestellt und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Es gab jedoch auch eine Periode, in der sie ernster blickend modelliert wurden. Für die Farbgebung benutzte man Pigmente aus der Natur, die ebenfalls in dieser Abteilung ausgestellt und erklärt sind. Die Pigmente wurden zum Bemalen des Marmors mit Wachs vermischt.

Die Wände auch in dieser Etage sind mit Vitrinen bestückt, in denen kleinere Exponate zu sehen sind, darunter auch eine sehr interessante Athene-Darstellung aus einem dünnen Metallblatt, und weitere, sehr gute erhaltene Gebrauchsgegenstände und kleinere Skulpturen.
Fragmente wie ein steinernes Löwenmaul als Wasserzufluss, Eulen-Darstellungen oder Medusenköpfe zeigen bedeutungsvolle Wohn-Accessoires der damaligen Zeit, ebenso auch Griffe mit Verzierungen oder Riesengefäße zum Mischen von Wein und Wasser.

Am nachhaltigsten hat uns in dieser Etage jedoch die Koren-Ausstellung gefallen. Die Figuren sind freistehend, man kann sich tatsächlich einen Millimeter davor stellen, nur anfassen darf man sie natürlich nicht. Darauf passen Museumswärter und – wärterinnen auf, die sich jedoch dezent im Hintergrund halten.

Das Erdgeschoss mit der Rampe und die erste Etage sind von der Ausstattung her bewusst hell gehalten: helle Böden, Wände und Polstermöbel. Das ändert sich, als wir mit der Rolltreppe ins Zwischengeschoss gelangen. Gleich biegen wir links herum, erreichen so eine Nische mit dunkler Ausstattung mit einem fantastischen Blick über die helle Korensammlung. Völlig abgefahren! Unsere müden Füße brauchen jetzt unbedingt eine Pause, also verweilen wir hier ganz allein ein paar Minuten ((und schießen dann verbotenerweise doch ein Foto, was jedoch sofort bemerkt wird. Wir werden ganz nett ermahnt, alles klar. Tausendmal Entschuldigung, und wir wissen auch, dass das Foto die Empfindungen, die die Koren bei naher Betrachtung auslösen, niemals wiedergeben kann.))


Wenn wir schon dachten, die Koren seien der Höhepunkt, so erwartet uns jetzt Gänsehaut pur. Wieder biegen wir um eine Ecke und erblicken – wir können es fast nicht glauben – direkt vor uns die Original-Karyatiden (die baulich integrierten, tragenden Frauenfiguren) aus dem Eréchthion, zumindest fünf der insgesamt sechs; eine steht ja im Britischen Museum. Bei unserem Akropolisbesuch vor drei Jahren konnten wir die Nachahmungen im Orginalgebäude bewundern.



Wie fein sie gearbeitet sind! Die geflochtenen und auf dem Rücken zusammengebundenen Haare, aus Stein gemeißelt, und der Ausdruck ihre Gesichter – allein diese Figuren im Orginal zu sehen, lohnt schon den Museumsbesuch.
Eine befindet sich unter einem Tuch. Hier wird, wie wir einer Videoanimation entnehmen, mit aufwendiger Lasertechnik ein Säuberungsprozess durchgeführt, um die Überreste von Umwelteinflüssen und kleinste Plaques zu entfernen. Die anderen vier sind schon fertig und erstrahlen im dunklen Raum umso heller.
Immer wieder umrunden wir die Figurengruppe, der man an dieser exponierten Stelle eine besondere Bedeutung hat zukommen lassen. Müde Füße spielen jetzt keine Rolle mehr.

Erst nach einer längeren Besichtigungszeit gehen wir weiter und steuern geradewegs auf ein Café zu, das auch einen größeren, überdachten Außenbereich hat, selbstverständlich mit Blick auf die Akropolis. Wir trinken jeder einen großen, leckeren Filterkaffee zu 1,80 Euro. Die Preise sind wirklich OK.



Hier kann man das Gesehene und Erlebte in aller Ruhe Revue passieren lassen, bevor man sich auf die letzte Etappe begibt. Direkt neben dem Café, im Innenbereich, befindet sich ein Buchladen mit allem erdenklichen Lesestoff in verschiedenen Sprachen rund um Athen, die Akropolis und Griechenland allgemein. In einer Lesezone, die auch viele Bücher für Kinder beinhaltet, kann man in Ruhe Leseexemplare aus dem Laden auswählen.
In den dritten, obersten Stock führt ebenfalls eine Rolltreppe. Beim Hinauffahren erkennen wir vor Kopf dezent angestrahlt Marmorblöcke, aber ohne Reliefs, deren Sinn wir erst verstehen, als wir durch eine Öffnung zur Glasfassade des Gebäudes gehen und uns umdrehen. Die dritte Etage beherbergt den eigentlichen Zweck des Museums: die noch vorhandenen Teile des Párthenon-Frieses! Was wir beim Hochkommen gesehen haben, war lediglich deren Rückseite.

Die Ausstellung in diesem Stockwerk ist so konzipiert, dass die Reliefs genauso angebracht sind, wie sie es auch am Originalbauwerk waren. Nur die Giebel mit ihren jeweiligen Figuren der Ost- und Westseite (Pedimente) wurden auf einem niedrigen Podest auf dem Boden ausgestellt, während der berühmte Fries hoch oben an den Wänden angebracht wurde, so wie früher, zweireihig, d.h. in doppelten Umläufen. Man erkennt, dass die Darstellungen im inneren Teil wesentlich besser erhalten sind als die im äußeren.
Die Säulen sind allerdings nicht aus Marmor, sondern aus Metall und wesentlich schlanker und leichter als die Originale. Diese würden wahrscheinlich in einer dritten Etage ein mächtiges Gewicht erzeugen.
Am vollständigsten ist der Fries im Original auf der schmalen Westseite erhalten; an den anderen Seiten kann man leicht erkennen, dass der weitaus größte Teil im Original fehlt.
Daher ist die Ausstellung unter einem Motto zu verstehen, das auf diesen Umstand auf einer kleinen Tafel hinweist: The Holes of Absence (Die Löcher der Abwesenheit).
Es geht darum, dass durch die Bombardierung des Parthenon durch Morosini einige Teile komplett und unwiderruflich zerstört wurden, andererseits durch Lord Elgin wesentliche Teile des Frieses nach England gebracht und im Britischen Museum ausgestellt wurden.
Durch Aussparungen im Friesumlauf bzw. Nachbildungen hier im Akropolis-Museum kann man erkennen, was zerstört wurde bzw. was sich an einem anderen Ort befindet. Auf der Infotafel kommt man zu dem Schluss, dass die fehlenden, noch existierenden Teile auf jeden Fall zurückgegeben werden müssen, um die „kulturellen Löcher“ wieder zu füllen.
Schon viele berühmte Künstler haben sich für die Rückgabe der Friesteile eingesetzt, bisher jedoch ohne Erfolg. Eines der Hauptargumente der Briten für die Zurückbehaltung, dass es nämlich keinen geeigneten Ort in Griechenland für die Ausstellung gäbe, zählt jetzt wohl nicht mehr. Innerhalb des Akropolis-Museums würde man gerne die restlichen Friesteile bewundern können. Schade, dass man dafür erst nach England fahren muss.
Nachdem wir bei sehr kühler Innentemperatur alle Seiten mehrmals durchwandert und die Figuren bewundert haben, schauen wir uns in einem kleinen „Kino“ noch einen Film über den Párthenon an, der abwechselnd auf Englisch mit griechischen Untertiteln und umgekehrt vorgeführt wird. Ein schöner Ausklang, bei dem man sitzen und den müden Füßen eine weitere Erholung gönnen kann.

Nach sechs Stunden beschließen wir, unsere Besichtigungstour zu beenden. Mehr würde auch nicht mehr in unsere Köpfe passen.
Beim Hinausgehen gönnen wir uns aber doch noch einmal einen Blick auf die Korenausstellung, und zwar vom Zwischengeschoss aus. Einfach fantastisch!
Auch die beiden schönen Figuren auf der Rampe des Erdgeschosses verdienen einen weiteren, abschließenden Besuch, doch dann schlendern wir in Richtung Ausgang. Man mag sich kaum trennen, so gut hat es uns gefallen.
Wir sind beide sehr froh, dass wir uns diesen Museumsbesuch gegeben und noch einen Tag länger in Athen geblieben sind. Selten habe ich ein so schönes und wohldurchdachtes Museum gesehen.
Mit den Bildern der Kunstschätze im Kopf starten wir schließlich das abendliche Kontrastprogramm. Wir essen in einem Fagopotíon (Φαγοποτείον) in Monastiráki, also einem Ort, an dem Ess- und Trinkgelage stattfinden, doch wir packen nur eine mittlere Portion.

Morgen früh werden wir wieder alles zusammenpacken und mit dem Bus nach Thessaloníki fahren. Gut, dass wir so geübte Frühaufsteher sind.


Von Athen nach Thessaloníki und dann weiter nach Thrakien



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