Panighíri -
feiern, bis der Arzt kommt



Überall in Armenistís kleben Zettel und Plakate mit Hinweisen auf irgendwelche Veranstaltungen und Feste. Sei es die Ikariáda (und gleich daneben eine kritische Beurteilung durch die kommunistische Partei), seien es Theateraufführungen oder politische Veranstaltungen, auch das Icarus-Festival für den Dialog zwischen den Kulturen mit attraktiven Veranstaltungen in Evdhilos, Agios Kírikos und Ráches ist ein Publikumsmagnet. Ikarus Festival 2008 (Djamel Benyelles, Klaudia Delmer)

Sehr beliebt sind auch die Patronatsfeste zu Ehren der Heiligen der einzelnen Kirchen. Ob im Dorf oder in der freien Natur - jedes Datum wird zum Anlass genommen, ein kleines oder größeres Volksfest zu feiern.

Ich weiß nicht, ob es auf anderen Inseln oder Regionen Griechenlands auch eine solche Dichte von Festivitäten wie im Sommer auf Ikaría gibt. Jeder redet darüber, ständig wird man gefragt, ob man zu diesem oder jenem Panighíri (Fest) geht. Kurzfristig werden die heißen Infos über die Feier an Strommasten oder sonstwo gut sichtbar aufgehängt, und schon beginnt die Vorfreude.

Man feiert in der Regel abends und nachts; doch es gibt auch Tagespanighíria. Auf dem zentralen Platz im Dorf, um eine Kirche herum oder mitten im Wald bei einer Kapelle werden Tische und Bänke aufgeschlagen, kiloweise Fleisch und Wein angeschleppt und eine Musikanlage aufgebaut. Ikaria Panighíri Panagiá 2007

Ich habe den Eindruck, dass viele junge Griechen extra dafür vom Festland herüber kommen, um sich kräftig zu amüsieren. Sie alle können auch den Ikariótikos tanzen, haben ihn sich wahrscheinlich extra angeeignet, um dabei sein zu können, wenn die Tsambúna ruft.
Es macht einfach Spaß, gemeinsam lecker zu essen und zu trinken, zu singen und zu tanzen. Ich denke, dieser Spaßfaktor beruht insbesondere auf dem netten Umgang miteinander und der Möglichkeit, schnell in Kontakt mit anderen Feiernden zu kommen. Auf jeden Fall wird viel gelacht.


Die Musik
Ganz klarer Favorit bei solchen Panighíria ist die einheimische Musik mit den charakteristischen Instrumenten Violine, Gitarre (meist als begleitendes Rhythmusinstrument) Bouzouki und Klarinette, manchmal auch mit Schlaginstrumenten. Dazu wird in der Regel auch gesungen, Soli oder mehrstimmiger Gesang. Häufig genügen drei der aufgezählten Instrumente, und schon kann die Kapelle loslegen.
Es gibt sogar ein Lied namens "Ikariótikos", das durch die Interpretation von Giánnis Pários Berühmtheit erlangte. Die eingängige Melodie hat Ohrwurmcharakter.
Oft ruft ein Dudelsack (Gaida oder Tsambúna), mit einem langen Vorspiel zum Tanz, lässt allen genügend Zeit, sich in einem Reigen aufzustellen. Wenn der Platz nicht ausreicht, winden sich mehrere Reihen mit Tänzern spiralförmig irgendwie um- und ineinander.


Ikariótikos - der Tanz
Egal, bei welchem Panighíri man sich befindet, irgendwann stimmen die Musiker dieses Lied an. Sofort strömen alle, die bisher noch abwartend auf ihren Bänken oder Stühlen gesessen haben, zur Tanzfläche!
Die Interpretationen variieren dabei stets. Ob mit dem Dudelsack, oder der Violine, ob elektronisch aufgepeppt oder unplugged, stets übt das Lied eine magische Wirkung auf die Festteilnehmer aus.
Der Tanz bedient sich einer bestimmten Schrittfolge, man dreht die Hüfte und setzt ein Betonungszeichen mit einem stampfenden Ausfallschritt. Häufig wird der Boden dabei mit der Hand berührt. Die Tänzer und Tänzerinnen, die den Reigen anführen, variieren dabei nach ihrem Gusto, akrobatisch oder elegant, sich windend oder in die Luft springend, diese persönliche Note drückt dem Tanz dann ihren Stempel auf. Ikaría Panighíri Langadás 2008

Fissái Kóntra