Evdhilos



Die Auskunft im Sacharoplastío, gegenüber der Bushaltestelle, lautet: Nur ein Bus fährt morgens um 8.30 Uhr von Armenistís nach Evdhilos, bezüglich der Rückfahrtzeiten sollen wir den Busfahrer fragen. Diese Abfahrtszeit schaffen wir nie und nimmer, sodass wir beschließen, die Reise per Pedes bzw. per Daumen anzutreten.
Das gestaltet sich als sehr leicht, denn schon am Ortsausgang von Armenstís nimmt uns der erste Wagen mit. Der Wechsel in einen zweiten Wagen mitten auf der Strecke geschieht ebenfalls sehr problemlos.

Obwohl heute eine spürbare Brise weht, ist es wieder sehr heiß zur Mittagsstunde, sodass wir zunächst in einem Café am Hafen von Evdhilos einkehren. Eisgekühlten Frappé gibt es, métrio, chorís ghála.


Ikaria ist in drei Bezirke aufgeteilt, deren Hauptorte Agios Kirikos, Christós Rachón (wozu auch Armenistís zählt) und Evdhilos sind. Erst seit Ende der ständigen Piratenüberfälle siedelten die Bewohner Ikarias wieder an der Küste. Bis dahin hatten sie sich in die Berge zurückgezogen. Zeitweilig (im 19. Jahrhundert) war Evdhilos Inselhauptort, bis Agios Kirikos diese Rolle übernahm.

Evdhilos ist, wie die beiden anderen Bezirkshauptorte, ein Zentrum für alle geschäftlichen Angelegenheiten mit wichtigen Behörden wie Post, Ote, Stromgesellschaft, aber auch Banken (mit Geldzapfanlagen) und Geschäften.

Die Häuser schmiegen sich an einen Hügel im Halbrund um den malerischen Naturhafen. Man wirbt mit den architektonisch vielfältig gestalteten, oft zweistöckigen Gebäuden, die gepflegt und häufig mit Blumen geschmückt sind.


Um den kleinen Hafen herum haben sich verschiedene Geschäfte gruppiert: Cafés, eine Ouzerie, ein kleiner Supermarkt für die Einheimischen, in dem man jedoch auch Mitbringsel in Form von Loukoúmia oder Tsípouro erstehen kann; ein Geschäft, in dem es sowohl Pítes in allen Variationen, Toast als auch Süßigkeiten gibt. Auch ein Fischgeschäft, in dem verschiedene maritime Leckereien feilgeboten werden. Im Praktorío kauft man Tickets für die Schiffe, kann dort auch mal sein Gepäck kurzfristig deponieren.


Die kleine Platía befindet sich ebenfalls im Bereich des Hafenbeckens mit einem Períptero und dem Denkmal für die Gefallenen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

In einer schmalen Nebengasse kann man in einer Pizzeria zu Mittag essen, mit Blick auf einen Laden mit blau-weißem Schnick-Schnack und Poster von Bob Marley und Che Guevara im Schaufenster. Daneben eine Zahnarztpraxis. Gut zu wissen, dass man im Fall der Fälle auch ärztlich versorgt wäre, doch der Backenzahn hat sich schon wieder beruhigt.
Weitere kleine Gässchen sind gesäumt von Wohnhäusern und weiteren Geschäften für die Einheimischen.

Gegenüber dem Anlegepier wird in einer größeren Baustelle gewerkelt. Ein Schild weist darauf hin, dass der Hafen für zwei Millionen Euro ausgebaut wird, zu 75 % aus dem Europäischen Fond für die Regionen finanziert, hier für die Region Nordägäis. Das Bauvorhaben, das schon weit vorangeschritten zu sein scheint, beinhaltet die Vertiefung des Hafenbeckens und die Errichtung eines Wellenbrechers. Man kann erahnen, wo die großen Fähren dann anlegen werden. Eine neue, noch zu asphaltierenden Straße wird den Verkehr dann um den Ort herum leiten, denn zur Zeit gibt es fast jedes Mal einen längeren Stau, wenn eine größere Fähre angelegt hat und sich zig Autos durch den Ort schieben.

Zurück im Hafenrund von Evdhilos mit seinem lebendigen, einheimischen Leben, schattigen Oasen, wunderbaren Sitzplätzen und einer gemütlichen Atmosphäre beobachten wir Angler, die ihr Glück versuchen. Das Wasser im Hafenbecken ist so sauber und klar, dass man bis auf den Grund sehen kann.

Eine knallgelbe Fähre der Kallisti legt an, ein Turbo mit aerodynamischer Form, die kurz einige Touristen ausspuckt, um dann mit ihren kraftvollen Schrauben eine kunstvolle Wende auf der Stelle zu beschreiben und im Nullkommanichts wieder zu verschwinden.

Badetag am Strand von Livádhi