Erste Tuchfühlung mit Armenistís



Die erste Nacht verbringen wir sehr gut schlafend, kühl und erholsam. Während ich am Morgen erst langsam zu mir komme, ist Alex schon unterwegs, um eine Kleinigkeit zum Frühstück zu besorgen. Irgendwie fühle ich mich doch von den Fahrten der ersten Urlaubstage ganz schön geschlaucht und bin froh, endlich loszulassen, die Koffer auszupacken und anzukommen. Nicht lange hält es uns auf der Terrasse im ersten Stock, zu einladend wirkt der ebenerdige, schattige Innenhof mit der Gemeinschaftsküche und den schönen, gemütlichen Sitzgelegenheiten.
Unter den Bäumen wurden einige Tische und Stühle aufgestellt, wo der Gast essen, schreiben, herumsitzen, lesen, Kontakte knüpfen, kommunizieren oder einfach nur Löcher in die Luft starren kann. Hier vergisst man die Zeit.


Ankommen bedeutet für uns auch, endlich die Rosmarinzweige zu bündeln und zum Trocknen aufzuhängen, damit sie nicht schimmeln. Auch die Angeln wollen präpariert werden, denn uns steht der Sinn nach Fisch. Solche Tätigkeiten erregen Aufmerksamkeit und so kommt man auch schnell ins Gespräch mit den Vermietern und den Mitbewohnern.

Während unseres Aufenthaltes konnten wir beobachten, dass die meisten Gäste sich kennen und sich immer wieder hier treffen, einige schon seit 25 Jahren. Hier wurden Ehen gestiftet und Kinder gezeugt, die heute immer noch ihre Eltern begleiten und sich mittlerweile ihre eigenen Erlebnisse auf der Insel verschaffen.
Die Besucherschaft in der Pension ist in der Zeit unseres Aufenthaltes (wie sonst wohl auch) international: Holländisch, Englisch, Schwedisch, Französisch, Argentinisch, Kubanisch, Griechisch, Deutsch. Kinder, Jugendliche und Erwachsene, alles schön gemischt. Das gefällt mir! Man geht offen, freundlich und unaufdringlich miteinander um. Abends herrscht wohltuende Ruhe. Sicherlich trägt auch die Menschenkenntnis unserer Vermieter mit dazu bei, die sich ihr Publikum wohl aussuchen, denn einige Zimmer stehen zwischendurch leer, obwohl es Nachfragen gibt. Vielleicht sind sie aber auch einfach nur vorbestellt. Für Inselliebhaber, die schon seit vielen Jahren hierher kommen, ist diese Unterkunft ein Refugium, in dem man auf einfache Weise entspannen und abschalten kann.

Unsere Vermieter sind sehr nett und rüstig. Kapetán Dimítris, knapp neunzig Jahre alt, seine Frau, Kyría Túla, neun Jahre jünger, die ihrer künstlerischen Ader unter anderem über Steinmuster im Hof, auch in ihrem Hotel in Nas, Ausdruck verliehen hat, verbringen den größten Teil des Tages abwechselnd im Hof und in der Erdgeschosswohnung. Bequeme Liegen vor der Eingangstür bieten ihnen Platz, um sich zu unterhalten und ein wenig auszuruhen. Sie kümmern sich rührend um ihre Gäste, niemals aufdringlich, sondern sehr einfühlsam und herzlich.


Kyría Tula, in weiten, luftigen Kleidern, greift auch schon mal zur weißen Kappe, wenn sie unter der hochstehenden Sonne die Treppe zu den Gästezimmern erklimmt, um sauber zu machen oder die Gästebetten neu zu beziehen. Sofern es irgendwie möglich ist, erfüllt sie sämtliche Gästewünsche.
Einmal bekommen wir Trauben, ein anderes Mal Feigen auf einem Tellerchen serviert, immer mit humorvollen und freundlichen Bemerkungen garniert, immer mit einem kräftigem Lachen zum Abschluss eines Plausches.

Kapetán Dimítris erzählt uns, dass er der erste im Dorf war, der im Jahr 1975 Unterkünfte für Touristen angeboten hatte, für 15 Drachmen am Tag. Damals sei er belächelt worden. Heute ist der Tourismus aufgrund der Nähe des Ortes zu den schönsten Stränden der Insel augenscheinlich die Haupteinnahmequelle.

Nebenbei bemerkt erhalten wir bereits am zweiten Tag das Zimmer, das sich für unsere Bedürfnisse am allerbesten eignet. Nein, nicht das große mit der Klimaanlage, dem eigenen Kühlschrank und der eigenen Terrasse, sondern das im ersten Stock mit Dusche/WC und einem kleinen Flur. So können wir dort Schuhe und Schwimmzeug lassen. Zimmerfenster und Zwischentür sind immer geöffnet, sodass wir Tag und Nacht eine gute Belüftung haben. Super! Unter unserem Fenster wächst eine Nichtoloúloudho, eine Nachtblume, die ihren Duft nur in der Dunkelheit entfaltet. Darauf hat uns Kyría Túla extra hingewiesen. Wir fühlen uns rundum wohl.

Superpuma und Panighíri