In Fanári


Heute wird es ein heißer Tag werden. So hat es der Mann vom Minimarkt angekündigt. Und der kaum spürbare Windhauch sei lediglich ein „Pseudo-Meltemi“. Um diese Voraussage nachzuvollziehen, bräuchten auch wir keinen Wetterhahn, und doch hat uns der Gockel aus dem benachbarten Garten letzte Nacht mehrmals lautstark darauf hingewiesen. Der Himmel ist wolkenlos, und um 9.00 Uhr morgens ist es in der Sonne schon SEHR heiß.

Fanári ist ein kleines Fischerdorf, das in den letzten Jahren um mindestens das Doppelte an Fläche zugenommen hat. Viele Neubauten, insbesondere Unterkünfte für Touristen, sind entstanden, doch nur zwei Hotels gibt es.

Der Ort war schon immer ein beliebtes Ausflugsziel für die Städter der Umgebung. Anfang der siebziger Jahre hat man angefangen, einen großen Campingplatz an einem der schönsten Strände zu errichten, mit Zelt- und Wohnwagenplätzen und kleinen festen Wohnungen, deren Vergabe jährlich auf’ s Neue unter den Bewerbern verlost wird. Dafür musste ein Sumpfgebiet entwässert werden. Im Zuge dessen hat man einen Teil des ca. fünf Kilometer langen Sandstrandes abgesperrt. Für die Einheimischen bleibt trotzdem genug übrig, und mit der Absperrung nimmt man es nicht so genau. Von dem Besucherstrom des Campingplatzes profitieren viele Menschen im Ort.

Bei unserem Rundgang entdecken wir in Hafennähe noch einige alte Häuser, eingeschossig und mit nur wenigen Fenstern. Diese einfachen Gebäude sind bewohnt, und ich kann mir vorstellen, wie gut sie klimatisiert sind. Natürlich gibt es auch neue Einfamilienhäuser, eines sogar mit beleuchtetem Vorgarten am Abend und jeder Menge Gartenzwerge: Ausgewanderte Deutsche oder aus Deutschland zurückgekommene Griechen? Die Zwerge muten uns schon recht ernst gemeint an.

Im Ort gibt es zwei Tankstellen mit Benzin von Thassos, einen Liter zu 1,02 € unverbleites Super (Stand Sommer 2009).
Auch kleinere Lebensmittelgeschäfte versorgen die Bewohner, ebenso wie eine Metzgerei und eine recht neue Apotheke.
Das neue Kulturzentrum, dessen Baukosten von einer halben Million Euro zu 75 % von der EU finanziert wurden, ist noch nicht eröffnet. Sicherlich können hier so mancherlei Veranstaltungen für die Fanarioten und die Leute aus der Umgebung stattfinden – insbesondere im Winter.

Einer der schönsten Plätze im Ort befindet sich oberhalb der markanten Felsnase, wo man schon lange vor dem Campingplatz das Periptero, ein in der Umgebung berühmtes Lokal, errichtet hat. Von hier aus den Sonnenuntergang im Meer zu erleben, bei einem schmackhaften Fisch und einem Glas Wein ist einfach paradiesisch. Die unterhalb gelegene, klare Unterwasserwelt um den Felsen herum lädt zum Schnorcheln ein.

Ein Teil der Uferlinie von Fanári gehört einigen Esslokalen. Unser Lieblingsrestaurant hat blaue Stühle und gehört zu einer Dreierkombination von Lokalen zwischen Hafen und Fahrstraße. Das Essen ist einfach ein Genuss und – wie wir finden – seinen Preis wert. Häufig werden wir noch zu einem üppigen Nachtisch eingeladen bestehend aus Eis, Kuchen oder anderen Süßigkeiten.
Auch der Service kann sich sehen lassen. Junge Leute, die flink und umsichtig den Bedürfnissen der Gäste nachkommen – lange Wartezeiten gibt es hier nicht.


Auch die anderen Tavernen haben zu tun, doch dieses Lokal scheint auch bei den Griechen der Umgebung sehr beliebt zu sein. Am Wochenende findet man zu den Hauptessenszeiten kaum Platz.

Die Männer des Dorfes treffen sich traditionell in einem der kleinen Kafenía, wo man gemütlich vor der Tür sitzt und den Touristen hinterschauen kann, während man sich über aktuelle Themen austauscht. Diese Lokale befinden sich in einer ruhigen Straße parallel zur Uferzeile.

Fanári bietet für den Autoreisenden (die Busse verkehren nur wenige Male täglich!) viele Vorteile: Zum einen Ruhe, da der Ort trotz des sommerlichen Tourismus nicht überlaufen ist. Zum anderen eine günstige Lage für Ausflüge aller Art, z.B. nach Komotiní oder Xánthi (jeweils maximal eine halbe Stunde entfernt. Und in zwei Stunden rauscht man über die Via Egnatia nach Thessaloniki!

Am besten jedoch gefällt uns der teilweise kieselige Strand mit den von der Gemeinde aufgestellten, kostenlosen Sonnenschirmen, wo man sich wunderbar erholen, am Abend einen rötlich-goldenen Sonnenuntergang betrachten und die Sorgen des Alltags für eine Weile vergessen kann.


Und natürlich gefallen uns die Bewohner von Fanári. So kann es passieren, dass die Besitzer des Minimarktes, in dem wir täglich einkaufen, schon mal mit Geschirr leihweise aushelfen, wenn die eigenen Zimmervermieter gerade nicht zur Stelle sind. Oder dass sie, statt einem teueres Mückenspray zu verkaufen, die eigene Flasche leihen: „Was willst du mit soviel Mückenspray? Hier ist unseres. Bringt es später einfach wieder zurück!“

Wir fühlen uns hier rundum pudelwohl!


Ausflug nach Keramotí, Thassos und zum Nestos



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