Fahrt nach Kípos und Spaziergang am Foniás



Nach einer sehr erholsamen, ruhigen Nacht wachen wir erst um 9 Uhr morgens auf. Die Sonne scheint schräg durch die Vorhänge ins Zimmer, und lockt uns, den Tag endlich zu beginnen.

Gefrühstückt wird, wie immer, draußen auf unserem "Balkon", d.h. auf dem Gang, der die 3 Zimmer der unteren Etage miteinander verbindet. Ein allseits freundliches "Kaliméra" schallt uns von unseren griechischen Nachbarn entgegen, während wir den Inhalt unseres Kühlschrankes auf dem Frühstückstisch ausbreiten. Ein Tässchen Kaffee ist in der Gemeinschaftsküche schnell gekocht, wo einige Besucher auch ihre eigenen mitgebrachten Küchengegenstände aufbewahren, denn nicht jeder geht täglich in die Taverne zum Essen. Frisches Brot besorgen wir beim örtlichen Bäcker (aus Alexandroúpoli).

Ganz im hinteren Zimmer logiert das ältere Ehepaar aus Kavála. "Wenn ich morgens um 10 Uhr nicht das Essen auf dem Ofen hab`, werde ich ganz kribbelig", hat uns der weibliche Part an unserem Einzugstag eröffnet. Und so sitzen die beiden jeden Morgen an ihrem Tisch und schnibbeln und schälen, was auch immer an dem Tag in den Topf kommt. Dabei wird gesungen, und wie! Sie haben sich damals in einem Chor kennen gelernt, und noch immer gehören sie dieser Sangesgruppe an.

An einem anderen Tag, als Alex und ich abends vor unserem Zimmer sitzen und gut gelaunt den Tag Revue passieren lassen, bekommen wir beide ein spontanes Solo-Ständchen direkt vor unserem Tisch dargeboten - ein Liebeslied, vorgetragen von der Dame aus Kavála.

Draußen ist es schon sehr heiß und genau der Platz vor unserem Zimmer liegt zur Zeit in der Sonne, so dass wir doch lieber alles ein wenig weiter nach vorne in den Schatten räumen. Hier haben wir jetzt den frontalen Blick auf die Straße und bekommen ALLES mit, was sich dort bewegt. So auch den Traktor, der mit einer ordentlichen Ladung Melonen heraufgetuckert kommt, wendet und schließlich auf dieser kleinen Freifläche schräg gegenüber parkt.


Wir können nicht widerstehen und erstehen zwei Honigmelonen und eine Wassermelone von 15 kg !! Gewicht. Allein essen wir die mit Sicherheit nicht auf, doch unsere Nachbarn werden sich sicherlich freuen, wenn wir ihnen einen großen Teil davon gut gekühlt kredenzen werden.


Ausflug nach Kípos

Nach unserem ausgedehnten Frühstück möchten wir heute die Küstenstraße bis nach Kípos fahren. Kípos bedeutet "Garten", und so freue ich mich schon auf ein weiteres landschaftliches Highlight mit viel Grün. Kípos ist auch gleichzeitig Endpunkt der Küstenstraße auf dem Ostzipfel der Insel, ab hier beginnt der unzugängliche Küstenteil, den man nur per Boot befahren und in dem man so manche Naturschönheit bestaunen kann. Leider haben wir es nicht geschafft, uns die Wasserfälle anzuschauen, die sich aus mehreren hundert Metern Höhe ins Meer ergießen oder einen Blick auf die samothrakischen Seehunde „Monaxós Monaxós“ zu erhaschen, die sich hier relativ ungestört ausbreiten können. Die Zeit war einfach viel zu kurz, um auch noch eine Bootstour einplanen zu können. Doch bis nach Kípos ist es nicht so weit, und froh gelaunt setzen wir uns wieder unsere Helme auf, von der griechischen Nachbarschaft beäugt und kommentiert, nachdem wir Auskunft über unser Reiseziel gegeben haben.

Natürlich springt das Papáki beim ersten Kick nicht an, auch nicht beim zweiten oder dritten. In der Regel müssen wir es anschieben, etwas Fahrt aufnehmen und dann den ersten Gang reindonnern. Zum Glück wohnen wir etwas bergab, so dass dieser Part ein leichter ist.

Das große Café ist schon wieder voll besetzt, moderne Musik dröhnt durch die Gassen. Der Bus kommt uns entgegen, Fahrgäste stehen schon vor dem Café bereit. Wir schlängeln uns durch die Masse und können endlich bergab Gas geben.

Unten an der kleinen Hafenmole von Thérma biegen wir nach rechts auf die Küstenstraße ab. Unser Moped hat hier auf dem flachen Gelände auch nicht die Probleme des Vortages. Ganz locker akzeptiert es die Gänge, die wir ihm vorgeben.

Das Meer ist recht wellig und bewegt, die Brise tut uns gut in der Vormittagshitze, als wir langsam über die Straße schaukeln. Uns geht es richtig gut auf unserem Ausflug, es wird laut gesungen. Ein betörender Duft von Kräutern stimuliert die Geruchsnerven. Grüne Sträucher und Büsche säumen die Straße zur Rechten, Bäume erheben sich zur Linken, dahinter das Meer.

Wir passieren die Campingplätze, als erstes den „freien“. Zelte unter alten Bäumen in tiefem Schatten vermitteln das Gefühl, in einem Wald zu campieren. Es muss herrlich sein. Irgendwo an einem Gebäude ein Schlauch, aus dem man Wasser zapfen kann.
Daneben der neue Campingplatz, die Schatten-spendenden Pflanzen noch kleiner, dafür mit besserer sanitärer Ausstattung.
Beide Plätze sind jetzt im Sommer gut besucht. Viele Gäste findet man am Abend im Cafe an der Bushaltestelle in Thérma.

Hinter dem neuen Campingplatz steht eine neue, kleine Hotelanlage in blau-weiß, aber niemand ist zu sehen. Einzelne, ganz wenige Häuser schließen sich an, der Kiesstrand ist durchgehend schattenlos.

Wir überqueren die Brücke, die über den Fluss "Foniás" (Mörder) führt. Der gleichnamige mittalterliche Turm, von der Gattilusi-Familie erbaut, noch immer eine Art Wahrzeichen. Den Blick nach rechts, und man sieht viele Einkerbungen im Gebirge, das sich mit dem "Fengári" (Mond) bis auf fast 1700 m aus der Insel erhebt. Diese Rinnen wurden vom Wasser der Insel hineingewaschen, werden in ferner Zukunft vielleicht einmal tiefe Schluchten sein. Der Foniás hat sich mit seinen winterlichen Wassermassen bereits eine solche tiefe Rinne gegraben. Im Sommer fließt er als schmaler Bach ins Meer, ganz unspektakulär, von der Straße aus gesehen. Immer wieder überqueren wir solch kleinere oder größere Bachbetten.

Mit einem Mal wird die Landschaft sehr karg, die Berge erscheinen vollkommen kahl, eine Geröllwüste tut sich vor uns auf. Die Straße verläuft nun etwas entfernt von der Küste, ist leicht angestiegen. Hier pfeift uns der Wind um die Ohren und bläst mir auch den schlecht sitzenden Helm immer wieder nach hinten. Noch etwas höher steigt die Straße an, sodass wir vor uns einen guten Blick auf einen Teil der Steilküste der Inselsüdseite haben. Kleinere Kiesbuchten haben sich gebildet, nur wenige Touristen baden dort, haben sich ihren eigenen Sonnenschutz organisiert, denn die Augustsonne brennt mittlerweile gnadenlos.
Jäh endet die Straße auf einer größeren Freifläche. Das hier ist Kípos. Wer um alles in der Welt hat dem ödesten Ort der Insel diesen Namen gegeben???


Von weitem hatten wir uns noch auf ein erfrischendes Bad im Meer gefreut, einige Besucher haben sich offensichtlich darauf auch eingerichtet. Beim Näherkommen und Parken erkennen wir jedoch, dass der Strand aus mindestens faustgroßen Steinen besteht. In einer Kantina, dem einzigen schattigen Ort hier, unter deren Dach es jedoch brütend heiß ist, nehmen wir einen kühlen Trunk aus Coladosen zu uns. Die Frage nach einer Toilette wird mit einem schlichten "físi" (Natur) beantwortet.

Kípos, die Steinwüste am Ende der samothrakischen Welt, wirkt auf uns dann doch nicht einladend genug, um noch länger zu verweilen und so kehren wir kurzerhand wieder um.

An einer Abfahrt verspricht ein Schild nach drei Kilometern eine Ouzerie, das klingt gut. Es geht etwas bergan, wenige neu entstehende Häuser hier, ein Wohnwagen unter Bäumen geparkt, die Familie ruht sich von der Arbeit aus. Kein Ortsschild zu sehen, die asphaltierte Straße endet in einem Feldweg. Die Ouzerie haben wir nicht gefunden. Also kehren wir wieder um und wollen gerade wieder zur Hauptstraße düsen. Da entdecken wir auf einem Feld Oreganosträucher. Wie würzig frische Kräuter immer wieder duften. Ein Riesenstrauß ist bald gepflückt und verpackt.

Zurück auf der Hauptstraße in Richtung Thérma biegen wir bald auf den Parkplatz an der Mündung des Foniás-Flusses ab. An einem Häuschen kaufen wir für einen symbolischen Euro eine Saisonkarte, als „Eintritt“ ins Flussbett.


Spaziergang durch das Bachbett des Foniás


Wir werden ein wenig an den oberen Teil der Samariá-Schlucht auf Kreta erinnert, denn der Weg führt teilweise durch das Geröll eines Flussbetts und durch einen alten Wald. Was hat es denn nun mit dem „Mörder“ auf sich? Zu dieser Jahreszeit rinnt da ein Bächlein in Richtung Meer. Hebt man allerdings den Blick, so erkennt man, dass man inmitten eines gigantischen Flussbettes wandelt. Das eigentliche Ufer ist meterhoch über uns, das Bett selbst ist an einigen Stellen sicherlich 20 Meter breit. Doch ich vermute, dass dieser Wasserspiegel nur zu Spitzenzeiten erreicht werden kann, wenn es im Frühjahr einmal ganz lange und viel geregnet hat und das Schmelzwasser des Winters aus den Bergen noch hinzukommt.


Ganz bestimmt jedoch werden immer wieder Bäume entwurzelt und riesige Gesteinsbrocken mit den wilden Wassern mitgeschwemmt, wie man den Zeugnissen im Flussbett entnehmen kann. Ein „mörderischer“ Fluss, der seinen Namen vielleicht auch einem plötzlich und unerwartet schnell anschwellenden Wasserpegel verdankt, der durch einen heftigen Regenguss entstehen und unbedarft daher trottende Wanderer böse überraschen kann.

Trotz der zu anderen Zeiten tobenden Naturgewalten grenzt es schon an ein Wunder, dass mitten im Flussbett Bäume überleben. Aber was für welche! Einige sind richtig ramponiert. Da wurden Äste herausgerissen oder durch Treibgut andere Wunden zugefügt. Dicke Löcher, die jedoch wieder zuwachsen und eine Verdickung hinterlassen.


Viele Baumstämme sind regelrecht gespalten, gewaltige Äste krümmen sich und bilden bizarre Formen, kräftige, meterlange Wurzeln halten das groteske Gebilde, das immer wieder mit den Naturgewalten kämpfen muss, sich mit aller Macht im Erdreich der Böschung festkrallen muss, um am Rhythmus des Lebens teilzuhaben.

Fast eine halbe Stunde sind wir unterwegs. Die Hitze fordert – trotz der Schatten-spendenden Bäume – ihren Tribut. Kurzerhand rasten wir am Bach, hängen unsere glutheißen Haxen ins erfrischend kalte Nass. Einfach wunderbar.


Nach einer weiteren halben Stunde haben wir mehrere flache, kleine Wasserbecken vor uns, die der Bach geformt hat, Ziel der meisten Menschen, die hierher spaziert sind. Sie sitzen am Ufer oder auf Steinen mitten im Wasser, andere schwimmen in den Becken oder genießen eine Kaltwassermassage, indem sie sich mitten in das strömende Wasser legen.


Ganz hinten ragt eine Steilwand empor. Hier befinden sich die meisten Menschen. Manchmal hallt – von einem Echo begleitet – ein kurzer Aufschrei durch die Felsenlandschaft, gefolgt von einem kräftigen Plumps ins Wasser. Die ganz Mutigen stürzen sich aus mehreren Metern Höhe in das tiefe Becken. Erst als wir an seiner rechten Seite emporklettern, erblicken wir den hohen Wasserfall, der dieses Becken speist.
W O W !!! Das ist eine echte Wucht. Kein Wunder, dass so viele Leute hierhergepilgert sind.


Dieser Wasserfall (Kataráktis) ist der erste von mehreren, doch diese sind nur mit besserem Schuhwerk bzw. weiter oben mit Kletterausrüstung erreichbar. So steht es auch auf einem Schild am Eingang, und dass das Betreten des Weges auf eigene Gefahr geschieht. Selbst die wenigen Meter, die man bergan klettern kann, erfordern Konzentration auf die Stellen, auf die man tritt (insbesondere beim Abstieg). Gefährlich ist dabei, dass man seine Kräfte schnell überschätzt, wenn man solche Kletterpartien nicht gewöhnt ist und dann beim Weg bergab müde und leichtsinnig wird. Ein Fehltritt genügt, und der Sturz aus mehreren Metern Höhe auf Fels und Gestein ist fast unvermeidlich.

Es reizt uns wirklich sehr, weiter hoch zu klettern, doch wir bleiben „vernünftig“, genießen das erfrischende Wasser, die nette Atmosphäre, die automatisch zu entstehen scheint, wenn alle Sinne auf dieses Naturereignis gerichtet sind. Diese Insel ist voller unerwarteter Naturwunder. Ihr Wasserreichtum sorgt einmal mehr für angenehm kühle Stunden in der Hitze des Tages.


Nach einem Bad legen wir uns etwas unterhalb der Menschentraube in eine kleine Sandbucht, betrachten den blauen Himmel durch das Blätterwerk eines Ahornbaumes, lauschen dem Plätschern und Rauschen des Baches und unterhalten uns über die Vielfalt der griechischen Bevölkerungsstruktur. Lange Zeit später treten wir den Heimweg an. Mittlerweile taucht das spätnachmittägliche Licht die Szene in goldenen Frieden, der sich im Wasser des Baches widerspiegelt. Diese seelische Wohltat begleitet uns bis zum Ausgang, wo wir von einem Rastamann Fruchtsaft in bunt angemalten Gläsern für 10 € das Stück erstehen könnten.

Das kurze Stück Weges nach Thérma halten wir den Durst jedoch noch aus und tuckern gemütlich bergan, wo uns unterwegs wieder eine Welle von Faule-Eier-Geruch der Schwefelquelle umnebelt.

Zu Hause bereiten wir uns ein gigantisches Mahl: Eine ordentliche Kerbe aus unserer 15-kg-Karpúsi (eine andere wird unseren Nachbarn serviert), ein Viertel einer Pepóni, ein Becher Joghurt, Féta, Oliven und frisches Brot verspeisen wir und lassen keinen Krümel übrig.


Am Abend fahren wir zur Open-Air-Fischtaverne von Kóstas und Luísa am Strand bei Kariótes. Ein Abend mit Bouzoúki-Musik steht auf dem Programm. Unsere letzte Mahlzeit liegt mittlerweile schon einige Stunden zurück und Karpúsi sättigt mehr für den Moment, aber nicht lange anhaltend. Essensmäßig schlagen wir wieder enorm zu. Wir bestellen:
Gópes gegrillt – Oktopus gegrillt – Papoutzáki (mit einer Masse aus Tomaten und Schafskäse gefüllte Aubergine aus dem Ofen) – Patátes – Gurken-Tomaten-Salat – gebratene panierte Zucchini – gebratene superscharfe Pepperoni. Dazu natürlich frisches Brot und Weißwein vom Fass (Chíma). Ja, es stimmt, das ist wirklich sehr viel für 2 Personen, doch wir haben viele Stunden, um die Teller zu leeren.

Herauszuheben ist, dass alle Speisen vorzüglich schmecken und dass die Oktopus-Portion wesentlich größer ist als in allen anderen Fischtavernen, in denen wir vorher und nachher gegessen haben. Ein göttliches Mahl, das wir bei lauen, aber bisweilen stürmischen Meltémi-Winden einnehmen, die durch die Taverne fegen.


Ab 10.00 Uhr abends beginnt das musikalische Rahmenprogramm vor dem - von meiner Wenigkeit abgesehen - ausschließlich griechischen Publikum.
Die Musikgruppe besteht aus drei Mitgliedern: einem Mann (Bouzoúki/Gesang), einem anderen Mann (Gitarre/Gesang), einer Frau (Gesang). Was für schöne Stimmen sie haben! Ich gestehe, noch nie im Leben habe ich eine Bouzoúki live gehört. Die ersten Töne schießen direkt in mein Rückenmark.
Immer diese Sentimentalitäten, aber soll man was dagegen tun? Nee, bestimmt nicht, das ist einfach Genuss pur. Und der Bouzoúki-Spieler ist ECHT GUT, auch wenn er nicht Stélios Vamvakáris heißt.
Die Gäste, fast alle mittleren Alters, sind jedoch zunächst vorrangig mit Essen beschäftigt, die Musik dient eher der Untermalung. Das Trio verfügt über ein beachtliches Repertoire, insbesondere an alten, berühmten Liedern und lässt die bereits verstorbenen Künstler, die aber in jeder griechischen Seele unsterblich geworden sind, hochleben.


Mit solchen Gassenhauern ziehen die Musiker nach und nach alle Gäste des Restaurants in ihren Bann. Die Band spielt wirklich gut. Der Gitarrist und die Sängerin haben Spaß daran, den Bouzoúki-Spieler zu foppen. Er hat jede Menge gelungener Intros parat, die seiner Meinung nach nur in ein bestimmtes Musikstück münden können, doch die anderen beiden leiten fast jedes Mal in ein ganz anderes Stück über. Das alles geschieht so reibungslos, dass man als Zuhörer davon nichts mitbekäme, wenn der Bouzoúki-Spieler seiner Überraschung nicht immer wieder durch entsprechend erstaunte Blicke in die Richtung der Mitspieler und ein breites Lächeln Ausdruck verleihen würde. Diese Leichtigkeit im Umgang und die sehr gelungene musikalische Darbietung überträgt sich auf alle Gäste. Die Sängerin, die am Anfang nicht so ganz überzeugte, hat sich warmgesungen und wiegt sich sitzend im Takt der Musik hin und her. Die Stimme des Gitarristen klingt sonor und voll, die des Bouzoúki-Spielers höher. Sie ergänzen sich bestens.

Am Nachbartisch hat eine Frau die Augen geschlossen, pendelt mit dem Oberkörper kaum merklich hin und her. Zuerst denke ich, dass sie beschwipst ist, doch nein, sie ist eins mit dem Lied, das gerade gespielt wird, vollkommen hin und weg, hat sich an die Brust ihres Mannes gelehnt, dessen Augen ebenfalls genussvoll zu Schlitzen verengt sind. Beide halten jeweils die Hand des anderen, ganz innig. Vielleicht haben sie sich gerade bei diesem Lied kennengelernt.

Bald streckt ein Mann an einem anderen Tisch, direkt vor der Musikergruppe, beide Arme weit aus, schnippt mir den Fingern den Takt der Musik, ahmt - noch sitzend - einen Tanz nach. Beim nächsten Stück hält ihn nichts mehr. Er dreht sich vor den Musikern im Kreis, berührt den Boden, seine Frau steht am Rand der kleinen Tanzfläche und klatscht im Rhythmus, ebenso wie die Gesellschaft am Nebentisch. Genauso hat es ausgesehen, wie in diesem Film: To Símbekiko tis Evdokías

Das darauf folgende Stück wird von einer Frau getanzt, die mit ihren eleganten und anmutigen Bewegungen die dieser lauen Sommernacht unterstreicht. Ach, es ist herrlich! Das Meer gleich nebenan, ein paar Meter jenseits des Strandes, der Wind, diese Musik, Essen und Trinken, und den geliebten Menschen neben mir. Was fehlt noch? Nichts mehr.
So vergeht Stunde um Stunde, Gäste kommen und gehen. In den frühen Morgenstunden machen auch wir uns auf den Weg - wir sind noch lange nicht die letzten Gäste - und scheppern mit dem Papáki nach Thérma, wo wir augenblicklich in einen tiefen, glücklichen Schlaf sinken.



Profítis Ilías und Pachiá Ammos