Ausflug nach Chóra



Um die Insel zu erkunden, möchten wir uns auf jeden Fall für einige Tage einen fahrbaren Untersatz besorgen. In Kamariótissa gibt es mehrere Motorrad-/Moped-/Autoverleiher. Einer befindet sich direkt an der Hafenstraße, der andere in einer Seitenstraße in Richtung Chóra. Folgt man dieser Straße, gelangt man auch zur einzigen Tankstelle der Insel.

Wir entscheiden uns für ein Papáki, einem Moped mit halbautomatischer Schaltung (d.h. ohne Kupplung), mit dem wir zunächst einmal hoch zum Hauptort der Insel, Chóra oder auch Samothráki genannt, fahren möchten.

In das Dorf, das ca. vier Kilometer von der Küste entfernt gelegen ist, zogen sich vor vielen Jahrhunderten die Menschen zurück, um den ständigen Angriffen durch Piraten zu entgehen. Schon von weitem erkennt man, inwieweit man hier tatsächlich Schutz finden konnte, denn der Ort liegt auf einigen hundert Metern Höhe, mit der Burgruine der Genueser Herrscherfamilie Gattilusi aus dem 15. Jahrhundert auf der Spitze. Wehrtürme in anderen Teilen der Insel, die sogenannten "Gattilusitürme", zeugen von weiterer Bautätigkeit der Genueser.

In sehr gemächlichem Tempo quält sich das Moped mit uns zwei den Hang hinauf. Die Suche nach dem richtigen Gang wird jedes Mal mit einem "ACHTUNG, ICH SCHALTE JETZT!" laut angekündigt. Das bedeutet für den Sozius "Festhalten", denn entweder wird man energisch nach vorn katapultiert oder man läuft Gefahr, nach hinten abgeworfen zu werden. Außerdem unterscheidet es vom Fahrverhalten her wenig zwischen dem zweiten und dritten Gang. Und doch macht es Spaß, mit dieser Schleuder durch Sonne und Wind zu knattern.

Mit Schwung nehmen wir die Kurve am Eingang von Chóra und ötteln in Richtung Ortsmitte durch die schmalen Gassen steil bergan. Auf einer winzigen Platía, wo ein paar Leute im Schatten sitzen und Getränke zu sich nehmen, stellen wir unser Moped ab. Für Autos ist dies jedoch nicht zu empfehlen, besser hält man noch vor dem Ortseingang, da die Straßen sehr eng und verwinkelt sind.


Gemütliche Cafés und Lokale an den engen, gepflasterten Sträßchen laden zum schattigen Verweilen ein. Betritt man die obligatorische Terrasse, richtet sich der Blick komplett ins Freie.
Die Häuser sind alle mit roten Ziegeln gedeckt, von denen die älteren mit Steinen beschwert sind, was vermuten lässt, dass der Wind hier gelegentlich ordentlich pfeift.


Wir durchstreifen den seit 1978 unter Denkmalschutz stehenden Ort, steigen immer höher, auch durch die Hintergassen, bestaunen den alten Backofen einer über hundert Jahre alten Bäckerei, sehen, wo schon überall gewerkelt wurde, um die zumeist zweistöckigen Häuser zu modernisieren, erkennen aber auch noch etliche Ruinen. Die ruhige Atmosphäre des Ortes wirkt sehr entspannend.




Ganz oben, bei der ungesicherten Burg, genießen wir in einem Café mit berauschender Aussicht über das Meer ein paar Süßigkeiten, die ihresgleichen suchen: Cremiger Joghurt mit Früchten und Walnüssen, übergossen mit Honig und eine Portion Kuchen mit Eis. Süße Sünden, die wir ohne Worte und - nur auf unsere Geschmacksnerven konzentriert - genießen, und mit denen wir unseren Taillenumfang einmal mehr erweitern.

Auf dem Rückweg schlendern wir am örtlichen Gymnasium und an der Gemeindeverwaltung vorbei. Eine weitere schmale Gasse ist gesäumt von grünen Pflanzen und lässt den Blick nach oben an ihren Endpunkt, eine Kapelle aus Natursteinen, gleiten. In der Mittagshitze leeren sich die Straßen langsam, man begibt sich zur Siesta. Bloß Touristen, wie wir, sind um diese Zeit noch tatendurstig. Paleópolis, die antike Stätte, steht als nächstes auf unserem Programm. Eine asphaltierte Straße führt von Chóra direkt zum Kabirenheiligtum.



Nach Paleópolis zum Kabirenheiligtum