In Fanári



Von lautem Geschrei wachen wir mitten in der Nacht auf. Die thrakischen Hähne sind auch nicht weniger verrückt als die kretischen. Ein Krähkonzert des benachbarten Gockels zu dieser unorthodoxen Stunde regt alle anderen Hähne des Ortes dazu an einzustimmen. Ewig lange wird krakeelt. Unsere Vermieter erzählen uns später, dass der Hahn alle in der Nachbarschaft nervt. Na ja, irgendwann wird auch er reif sein für den Grill, sein Nachfolger ist hoffentlich ein etwas ruhigerer Vertreter.

Irgendwann können wir uns doch noch mal umdrehen und wachen erst am Vormittag wieder auf. Endlich haben wir Zeit, die Seele bei einem gemütlichen Frühstück, mit einer zweiten und dritten Tasse Kaffee, baumeln zu lassen. Die Vermieterin hatte von sich aus angeboten, uns eine Kaffeemaschine zur Verfügung zu stellen. Dazu den heiß geliebte Bougátsa-Kringel mit Spinat, eine solide Grundlage für den Tag.

Später möchten wir zum Strand und endlich einmal im Meer baden. Der lange Sandstrand außerhalb des Ortes, in Richtung Norden, ist etwas ganz Feines. Der Bus nach Komotiní fährt daran vorbei, sodass man einen guten Eindruck davon bekommt, welche Möglichkeiten sich hier bieten. Strandduschen, Schirme etc sind vorhanden.

Wir möchten jedoch direkt am Ort bleiben und erkunden zunächst einmal das Teilstück in der Nähe des Hafens. Ein großes Lokal bietet Schatten, Getränke und Musik. Davor räkeln sich die Besucher auf Liegestühlen und nutzen die Schatten-spendenden Schirme, die bei der sengenden Sonne auch nötig sind.

Gleich daneben gibt es noch ein weiteres, offenes Stückchen Strand, auf dem die Gemeinde einige Bambus-gedeckte Sonnenschirme aufgestellt hat. Der hintere ist noch frei und wird gleich von uns in Beschlag genommen.


Im Meer sind einige Felsen vorgelagert, der erste Tritt auf eine Steinplatte beschert die Stacheln eines Seeigels, zum Glück nur wenige, die sich leicht wieder aus dem Fuß herausziehen lassen. Wir sind gewarnt und gehen nur dort ins Wasser, wo man den kieseligen Untergrund gut sehen kann.

Das Wasser ist kristallklar, einfach wunderbar zum Schwimmen. Laue Temperaturen sorgen für das richtige Maß an Abkühlung von der Mittagshitze.


Hier ist es recht ruhig. Einfach schön, so am Strand zu liegen und keine Verpflichtungen zu haben, nur durch die Lücken des Bambusdachs in die Sonne zu blinzeln, sich über den blauen Himmel und die Wärme zu freuen. Von den letzten Arbeitsmonaten fühlen wir uns ausgelaugt und alle. Selbst das Lesen ist uns im Moment zu anstrengend. Ein wenig im Wasser herumplanschen und die Planung, später Flossen, Maske und Schnorchel zu besorgen, sind die äußersten Aktivitäten, zu denen wir gerade fähig sind.

Irgendwann dösen wir sogar ein wenig ein, ganz sorgenfrei und von einer angenehmen, spätnachmittäglichen leichten Brise umhaucht. Mit dem Sonnenuntergang kommt die Lust auf ein ausgedehntes Bad im lauwarmen Meer. Die friedliche Stimmung ringsum überträgt auch auf uns ein sehr angenehmes, leichtes Gefühl.


Jacobina Arte/Komotini
Video bei You Tube
Durch Zufall bin ich auf dieses Video gestoßen. Es könnte durchaus am Strand von Fanári gedreht worden sein. Was wie ein unbeschwertes Strandvergnügen aussieht, ist in Wirklichkeit eine historische Kampfkunst, die "Capoeira", entwickelt und gelebt von angolanischen Sklaven in Brasilien. Eine Mischung aus Akrobatik, Tanz und Kampffiguren. Ein weiteres Video bei You Tube: Capoeira Bahia Brazil


Die Müdigkeit ist verflogen. Nach diesem wundervollen Ruhetag am Beach und einem leckeren Abendmahl bummeln wir noch ein wenig durch den Hafen von Fanári. Die Gemeinde tut hier sehr viel für die Bevölkerung. Ein paar Kinderkarussells sind aufgebaut sowie etliche Stuhlreihen vor einer Freifläche. Jugendliche Mädchen führen mit ihrer Lehrerin moderne Tänze vor, die sie in mehreren Gruppen eingeübt haben. Verwandte und Bekannte sitzen stolz dabei und spenden den kleinen Künstlerinnen kräftigen Applaus.

Jeden Abend gibt es hier Aufführungen, auch Theaterstücke und Musikveranstaltungen werden dargeboten. Es ist richtig etwas los, für die Einheimischen und für die Touristen. Toll, kein "echter griechischer Abend" mit "echter griechischer Musik" (Sirtaki oder was auch immer man meint, was ausländische Touristen mit griechischer Musik verbinden), sondern das, was bei den Einheimischen gut ankommt. Als Tourist ist man mitten dabei, sowas liebe ich sehr.

Gleich neben dem Open-Air-"Odeon" haben fliegende Händler ihre Stände aufgeschlagen. Auch ein chinesischer Verkäufer ist dabei, von dem ich einen tollen Klunkerring erstehe. Seine Geschäfte laufen prächtig, wie die der anderen auch.

Kinder rennen aufgedreht herum, Erwachsene stehen zusammen und klönen, eine heitere, gelassene Stimmung ist spürbar und beschert uns erneut ein zufriedenes Wohlgefühl, das für uns ganz oben auf der Erholungsskala steht.

In einer der Tavernen kehren wir nochmals ein und lassen den Abend bei einem halben offenen Krassáki ausklingen. In der darauf folgenden Nacht lässt uns der Hahn zum Glück in Ruhe.

Ausflug nach Komotiní